carolyn-v-546925-unsplash

Was wir glauben

Auf den Punkt gebracht: Wir glauben, dass Gott die Menschen liebt, dass sein Sohn Jesus Christus auf die Welt kam, gelebt hat und gestorben ist, damit alle die an ihn glauben, Rettung finden können, dass er gute Ideen für dieses Leben hat und durch seine Gnade ewiges Leben schenken möchte. Und wir sind überzeugt, dass dieser Glaube das Leben grundlegend verändert.

Die sehr viel ausführlichere Antwort findest du hier:

Glaubensüberzeugungen

„Eines der ältesten christlichen Glaubensbekenntnisse lautet: „Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist.“ Die mit Abstand kürzesten bekenntnishaften Formulierungen jener Zeit enthalten lediglich zwei Worte: „Jesus (ist der) Christus“ und „Christus (ist der) Herr.“

Was die ersten Christen in wenigen Worten bzw. in einem einzigen Satz bezeugten, entwickelte sich im Lauf der Zeit zu sorgfältig durchdachten und ausformulierten Bekenntnissen, die die Kernaussagen und -anliegen des christlichen Glaubens immer wieder neu zum Ausdruck brachten.

Bis heute gilt das altkirchliche „Credo“ als gemeinsames Glaubensfundament der Christenheit und wird im wöchentlichen Gottesdienst rezitiert. Siebenten-Tags-Adventisten stimmen diesem Bekenntnis zu, auch wenn es nicht zu ihrer gottesdienstlichen Liturgie gehört.

Während der Reformationszeit entstanden weitere Bekenntnistexte, in denen die protestantischen Kirchen Rechenschaft ablegten über ihren Glauben und ihre von der vorherrschenden Tradition abweichenden, biblisch begründeten Lehrauffassungen.

Auch Adventisten haben ihre Glaubensüberzeugungen in Form von 28 kurzen Artikeln zum Ausdruck gebracht – nicht zuletzt, um damit der Aufforderung des Apostels Petrus Folge zu leisten, der den Christen seiner Zeit schrieb: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ (1. Petrusbrief 3,15 Einheitsübersetzung)“

„Hoffnung, die uns trägt“, herausgegeben von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Advent-Verlag 2008

Die Glaubensüberzeugungen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurden durch Textauszüge dieses Buches ergänzt.

28 Glaubenspunkte

Siebenten-Tags-Adventisten anerkennen allein die Bibel als Richtschnur ihres Glaubens und betrachten die folgenden Glaubensüberzeugungen als grundlegende Lehren der Heiligen Schrift.

Diese Glaubensaussagen stellen dar, wie die Gemeinde die biblische Lehre versteht und bezeugt. Eine Neufassung ist anlässlich einer Vollversammlung der Generalkonferenz (Weltsynode) dann zu erwarten, wenn die Gemeinde durch den Heiligen Geist zu einem tieferen Verständnis der biblischen Wahrheit gelangt oder bessere Formulierungen findet, um die Lehren des heiligen Gotteswortes auszudrücken.| „Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten“, Präambel

NEUES UND ALTES

Wer die Glaubensüberzeugungen der Adventisten in ihrer Entstehung und Entwicklung verfolgt, wird feststellen, dass sie von zahlreichen unveränderten und  biblisch verwurzelten Grundüberzeugungen geprägt sind, jedoch auch eine Reihe von theologischen Entwicklungen erkennen lassen.
Ein ehemaliger Kirchenpräsident drückte es so aus: „Kein ernsthafter Betrachter der adventistischen Geschichte kann unsere Vergangenheit studieren ohne zu bemerken, dass ein gleichbleibender Faktor im Adventismus in dessen Bereitschaft besteht, sich zu ändern.“ (Neal C. Wilson)

Dass dieser Umstand nicht gegen, sondern eher für das adventistische Bekenntnis spricht, hat ein katholischer Theologe in einem bedenkenswerten Satz zum Ausdruck gebracht, der für alle Kirchen Gültigkeit hat: „Wahre Treue gegenüber der Vergangenheit schließt die Bereitschaft ein, vorwärts zu gehen, ermutigt vom Beispiel unserer Vorgänger.“ (Avery Dulles)

Ellen G. White – fraglos die einflussreichste Persönlichkeit im Adventismus – hat diesen Gedanken immer wieder und mit Nachdruck unterstrichen. Die Bereitschaft, die eigenen Überzeugungen anhand der Heiligen Schrift zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren, ist ein nachhaltiger Impuls aus der adventistischen Frühzeit.

Der spätere Europamissionar John N. Andrews rief 1849 als gerade 20-Jähriger voller Idealismus aus: „Ich würde tausend Irrtümer gegen eine Wahrheit eintauschen!“ In diesem Satz spiegelt sich die Einstellung von Jan Hus ebenso wider wie die von Martin Luther.

Siebenten-Tags-Adventisten wollen dem Beispiel derer folgen, die im Sinne des Jesuswortes gehandelt haben: „Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.“ (Matthäus-Evangelium Kapitel 13 Vers 52,  Einheitsübersetzung)

Die Heilige Schrift – Altes und Neues Testament – ist das geschriebene, durch göttliche Inspiration Menschen anvertraute Wort Gottes. Die inspirierten Autoren redeten und schrieben unter dem Einfluss des Heiligen Geistes. In diesem Wort hat Gott den Menschen alles mitgeteilt, was zu ihrer Errettung nötig ist. Die Heilige Schrift ist die höchste, massgebliche und unfehlbare Offenbarung seines Willens. Sie ist der Maßstab für den Charakter und der Prüfstein aller Erfahrungen. Sie ist die endgültige Offenbarungsquelle aller Lehre und der zuverlässige Bericht von Gottes Handeln in der Geschichte.
(Ps 119,105; Spr 30,5–6; Jes 8,20; Joh 17,17; 1 Thess 2,13; 2 Tim 3,16–17; Hebr 4,12; 2 Petr 1,20–21| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 1

VOM LESEBUCH ZUM LEBENSBUCH

Adventisten stehen erklärtermaßen auf dem Boden der reformatorischen Erkenntnis.

Ellen White – als Mitbegründerin und Prophetin der Gemeinde hoch geachtet – stellte klar, was diese Lehre für einen Christen konkret bedeutet: „Es ist die erste und höchste Pflicht jedes vernünftigen Wesens, aus der Heiligen Schrift zu lernen, was Wahrheit ist, und dann in diesem Licht zu wandeln und andere zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen. Wir sollten Tag für Tag fleißig in der Bibel forschen, jeden Gedanken wägen und Text mit Text vergleichen. Mit Gottes Hilfe müssen wir uns selbst unsere Meinungen bilden, da wir auch für uns selbst vor Gott Rechenschaft abzulegen haben.“ („Der große Kampf“, S. 599)

So weit die Theorie – doch wie sieht die Praxis aus? Dem steigenden Bildungsniveau der Bevölkerung steht eine zunehmende Unkenntnis der Bibel gegenüber. Auch in freikirchlichen Kreisen nimmt die Bibelkenntnis immer mehr ab. Dabei handelt es sich bei der Bibel um einen einzigartigen Klassiker der Weltliteratur, den jeder gebildete Mensch kennen sollte. Selbst Nichtchristen sind davon angetan. So antwortete der Atheist Bertold Brecht auf die Frage eines Journalisten nach seiner Lieblingslektüre: „Sie werden lachen: die Bibel!“

Um wie viel mehr haben Christen, die sich zur Heiligen Schrift als dem inspirierten Wort Gottes bekennen und glauben, darin das wahre, ewige Leben zu finden (Joh 5,39), allen Grund, sie regelmäßig zu lesen und gründlich zu studieren!

Wie sagte doch einmal der Schriftsteller Manfred Hausmann: „Mit der Bibel in der Hand ist der Christ mündig. Sonst nicht.“

Es ist ein Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist – drei in Einheit verbunden, von Ewigkeit her. Gott ist unsterblich, allmächtig und allwissend; er steht über allem und ist allgegenwärtig. Er ist unendlich und jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft. Dennoch kann er erkannt werden, weil er sich selbst offenbart hat. Diesem Gott, der die Liebe ist, gebührt Ehre, Anbetung und der Dienst der ganzen Schöpfung in alle Ewigkeit.
(1 Mo 1,26; 5 Mo 6,4; Jes 6,8; Mt 28,19; Joh 3,16; 2 Ko 1,21-22; 2 Ko 13,13; Eph 4,4–6; 1 Petr 1,2| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 2

Ein dreieiniger Gott

Hier scheiden sich die Geister: Während die einen die Lehre von der „Trinität“ als heidnische bzw. christliche Irrlehre verwerfen, machen die anderen darauf aufmerksam, dass bereits das Neue Testament – die verbindliche Glaubensurkunde der Christenheit – von Gott in zweifacher, ja in dreifacher Form redet.

Jesu Auftreten, sein quasi-göttlicher Anspruch (Markus 2,5-12; Johannes 10,1-30; 14,6-11) und sein intimes Vater-Sohn-Verhältnis zu Jahwe (Markus 14,36) prägten und veränderten das Gottesbild der Jünger und späteren Apostel. Die biblische Lehre vom „einzig-einen“Gott wurde zwar aufrechterhalten und bestätigt (5 Mose 6,4f.; Markus 12,29; 1 Timotheus 1,17), gleichzeitig jedoch zum Glauben an den „drei-einen“ Gott erweitert und vertieft.

Das Wort „Trinität“ kommt in der Bibel zwar nicht vor, doch findet sich eine ganze Reihe von Aussagen, die in diese Richtung weisen. So schließt beispielsweise Paulus den zweiten Korintherbrief mit folgendem Segensspruch: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2 Korinther 13,13; vgl. Matthäus 28,19; 1 Korinther 12,4-6; Epheser 4,4-6; 2 Thessalonicher 2,13f.; 1 Petrus 1,2) „Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist“? – das ist mehr als die Verbindung mit einer göttlichen Kraft oder Energie. Es ist die direkte Beziehung zum persönlichen Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden, in dem sich Gottes Gegenwart verbirgt und zugleich enthüllt (Johannes 14,16.26; 15,26; 16,7-15).

Wie die Taufe Jesu zeigt, sind Vater, Sohn und Geist deutlich zu unterscheiden, doch sie können und dürfen nicht voneinander getrennt werden. Was von Gott, dem Vater, zu sagen ist, gilt deshalb auch vom Sohn und vom Geist. Die Wesenseigenschaften Gottes – Ewigkeit, Unsterblichkeit, Unendlichkeit, Schöpfermacht, Allwissenheit, Allgegenwart etc. – lassen sich nicht auf den himmlischen Vater begrenzen, sondern sie gelten ebenso für den Sohn und den Heiligen Geist. Von diesem dreieinigen Gott bezeugen Adventisten mit unzähligen anderen Christen aus Vergangenheit und Gegenwart.

Gott, der ewige Vater, ist Schöpfer, Ursprung, Erhalter und Herr alles Geschaffenen. Er ist gerecht und heilig, barmherzig und gnädig, langmütig und reich an beständiger Liebe und Treue. Der Sohn und der Heilige Geist besitzen die gleichen Eigenschaften und dieselbe Macht wie der Vater.
(1 Mo 1,1; 5 Mo 4,35; Ps 110,1.4; Joh 3,16; Joh 14,9; 1 Kor 15,28; 1 Tim 1,17; 1 Joh 4,8; Offb 4,11| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 3

Die Gottesbilder der Menschheit

Betrachtet man die Gottesvorstellungen verschiedener Religionen, so drängt sich in der Tat der Eindruck auf, Gott sei nach dem Bild des Menschen geschaffen worden, nicht umgekehrt. Diese Gottesbilder verraten uns mehr über die Gedankenwelt und Auffassungen vergangener Zeiten und Kulturen, als dass sie uns zuverlässig Auskunft geben könnten über den ganz Anderen, den ewigen Gott.

Der griechisch-römische Götterhimmel beispielsweise wirkt wie ein Spiegelbild der antiken Gesellschaft, einschließlich ihrer Moralvorstellungen und Leidenschaften. Und während Mohammed den arabischen Wüstenstämmen einen die totale Unterwerfung fordernden, „Allerbarmer“ verkündet, weiß der nach Selbsterlösung strebende Buddha über Gott nur wenig zu sagen. Für die Stammesreligionen der Naturvölker wiederum ist die Vorstellung von der totalen Beseeltheit der Natur bestimmend (Animismus).

In Jesus Christus hat Gott gewissermaßen sein wahres Gesicht und Wesen enthüllt. Als menschgewordener Gott (Johannes 1,14) offenbarte Jesus, was schon Jona und andere Fromme vor und nach ihm wussten (aber nicht immer wahrhaben wollten), dass Gott nämlich gnädig und barmherzig ist: „Ich wusste es doch: Du bist voll Liebe und Erbarmen, du hast Geduld, deine Güte kennt keine Grenzen.“ (Jona 4,2; vgl. 2 Mo 34,6f.)

In grundlegender Übereinstimmung mit der Gottesoffenbarung im Alten Bund, doch in unübertroffener Klarheit und Anziehungskraft, macht das Neue Testament ein Dreifaches über diesen Gott deutlich.

Gott ist ein „Du“

Gott ist nicht nur die Energie, die alles durchströmt, oder der Geist, der alles Lebendige erfüllt. Im Gegensatz zur pantheistischen Vorstellung vom göttlichen Sein sieht die Bibel in Gott das personale Gegenüber des Menschen, das mit seinen Geschöpfen kommuniziert (1 Mose 3,8f.; 2 Mose 33,11), sich mit ihnen partnerschaftlich verbindet (Johannes 14,12-14; Offenbarung 5,10; Offenbarung 20,4-6) und in eine persönliche Lebensbeziehung zu ihnen eintritt (Johannes 17,3; 1 Joh 1,1-3).

Gott ist heilig

Wie bedeutsam, ja geradezu heilsam diese Nähe Gottes für uns Menschen ist, wird nicht zuletzt an der Heiligkeit Gottes deutlich, die im Alten Testament häufig hervorgehoben und im Neuen Testament im Sinne der Hoheit (Offenbarung 4), Unergründbarkeit (Römer 11,33-36) und Unnahbarkeit Gottes (1 Timotheus 6,16) verstanden und bestätigt wird. Das eigentlich Unfassbare und Wunderbare aber ist, dass sich dieser heilige Gott dem Menschen liebevoll und rettend zuwendet. Seine Heiligkeit zeigt sich gerade nicht – wie man vermuten könnte – in isolierter Erhabenheit und unüberwindlicher Distanz, sondern in echter Zuwendung und liebevoller Annäherung an seine sündigen und erlösungsbedürftigen Geschöpfe (Jesaja 6,1-7; Jesaja 57,15).

Gott ist gerecht

Ein weiterer grundlegender, aber ebenfalls häufig missverstandener Begriff, der das Wesen Gottes treffend beschreibt, ist das Wort „Gerechtigkeit“. Damit meint die Bibel nicht – wie im abendländischen Rechtsverständnis – den verdienten Ausgleich und die neutrale Haltung strikter Unparteilichkeit, wie dies in den zwei Waagschalen sowie den verbundenen Augen der römischen Göttin Justitia zum Ausdruck kommt. Im Gegenteil: Der gerechte Gott ergreift stets eindeutig Partei! Er tritt entschieden für die Entrechteten und Unterdrückten, die Armen und Elenden sowie für alle ein, die seinen Namen anrufen (Jesaja 11,4; Jesaja 41,10).

Gott, der ewige Sohn, wurde Mensch in Jesus Christus. Durch ihn ist alles geschaffen, der Charakter Gottes offenbart, die Erlösung der Menschheit bewirkt und die Welt gerichtet. Ewig wahrer Gott, wurde er auch wahrer Mensch: Jesus Christus. Er wurde gezeugt durch den Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau Maria. Er lebte als Mensch, wurde versucht als Mensch und war dennoch die vollkommene Verkörperung der Gerechtigkeit und Liebe Gottes. Seine Wunder bezeugten die Macht Gottes und bestätigten ihn als den von Gott verheissenen Erlöser. Er litt und starb aus freiem Willen für unsere Sünden und an unserer Stelle am Kreuz, wurde von den Toten auferweckt und ist in den Himmel aufgefahren, um für uns im himmlischen Heiligtum zu dienen. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit zur endgültigen Errettung seines Volkes und zur Wiederherstellung aller Dinge.
(Jes 53,4–6; Dan 9,25–27; Lk 1,35; Joh 1,1–3.14; Joh 5,22; Joh 10,30; Joh 14,1-3.9.13; Röm 6,23; 1 Kor 15,3–4; 2 Kor 3,18; 2 Kor 5,17-19; Phil 2,5-11; Kol 1,15–19; Hebr 2,9–18; Hebr 8,1-2| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 4

Die Wahrheit hat ein menschliches Gesicht

Das älteste Bekenntnis der Christenheit besteht lediglich aus einem Eigennamen und einem Ehrentitel: „Jesus (der) Christus.“ Damit brachten seine Jünger – und nach der Auferstehung die ersten Christen – ihren Glauben zum Ausdruck, dass Jesus, Sohn eines Zimmermanns aus der galiläischen Kleinstadt Nazareth, der von Gott gesandte Messias und lang ersehnte Befreier des Volkes Israel war und ist. Schon früh war damit die Erkenntnis verbunden, dass in ihm Jahwe, der Ewig-Vater (Jesaja 9,5), selbst zu uns Menschen gekommen war und er deshalb göttliche Verehrung verdient. „Mein Herr und mein Gott“, bekannte Thomas am Auferstehungstag (Johannes 20,28). Immanuel – „Gott (ist) mit uns“ – lautet der Ehrenname, der ihm bei seiner Geburt gegeben wurde (Matthäus 1,23). Gott, der Schöpfer, wurde selbst ein Mensch und wohnte (wörtlich: „stiftshüttete“) unter uns (Johannes 1,14). Wer Jesus begegnet, schaut gewissermaßen in Gottes Angesicht (Johannes 14,9).

Hoffnung für diese Welt

Ohne Zweifel – Jesus hat die Herzen vieler Menschen und sogar die Welt bewegt. Doch damit nicht genug. Sein Name steht für das Versprechen Gottes, die Welt zu erneuern und zu ihrer  eigentlichen Bestimmung zu  führen. Christus ist Zukunft – seine Wiederkunft ist die einzige Hoffnung für die Welt. „Ein  Christusglaube ohne Parusie-Erwartung ist wie eine Treppe, die nirgendwohin führt, sondern im Leeren endet“, schrieb Emil  Brunner treffend.

Welchen Sinn hätte der stellvertretende Opfertod Jesu, wenn die Sünde und ihre Folgen doch nicht überwunden, der Tod nicht besiegt, der Widersacher Gottes nicht zum Schweigen gebracht würde? Wie glaubwürdig wäre unser Bekenntnis zu Christus, dem „Herrn aller Herren“ (Offenbarung 19,16), wenn er sein Versprechen am Ende doch nicht  einlösen würde (oder könnte)? Doch wenn und weil Christus vom Tod auferstanden ist und heute für uns lebt und eintritt, dürfen wir darauf hoffen, ja fest damit rechnen, dass die Welt nicht im Chaos versinken, sondern eine Neuschöpfung erleben wird. „Ende gut, alles gut.“ Deshalb bezeugen wir, dass er „das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ ist (Offenbarung 22,13).

Gott, der ewige Geist, wirkte zusammen mit dem Vater und dem Sohn bei der Schöpfung, bei der Menschwerdung und bei der Erlösung. Er ist ebenso ein persönliches Wesen wie der Vater und der Sohn. Er inspirierte die Schreiber der Heiligen Schrift. Er erfüllte Christi Leben mit Kraft. Er zieht die Menschen zu Gott und überführt sie ihrer Sünde. Die sich ihm öffnen, erneuert er und formt sie nach dem Bild Gottes. Gesandt vom Vater und vom Sohn, damit er allezeit bei Gottes Kindern sei, gibt der Heilige Geist der Gemeinde geistliche Gaben, befähigt sie zum Zeugnis für Christus und leitet sie in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift in alle Wahrheit.
(1 Mo 1-2; 2 Sam 23,2; Ps 51,13; Jes 61,1; Lk 1,35; Lk 4,18; Joh 14,16–18.26; Joh 15,26; Joh 16,7–13; Apg 1,8; Apg 5,3; Apg 10,38; Röm 5,5; 1 Kor 12,7–11; 2 Kor 3,18; 2 Petr 1,21| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 5

Göttliche Person – persönlicher Gott

Die Fülle der biblischen Aussagen über den Geist Gottes – der hebräische Begriff „ruach“ wird 136 Mal auf Gott bezogen, auch das griechische pneuma wird häufig auf ihn angewandt – lässt sich so auf den Punkt bringen:
Der Heilige Geist ist der unsichtbar und doch spürbar in der Welt wirkende Gott, er ist Gottes universale und zugleich personale Gegenwart (Psalm 139,7). Wo immer Gott in diese Welt und in das Leben von Menschen eingreift, begegnet er uns als der Geist. Ob als himmlischer Vater oder als erhöhter Christus – wenn Gott zu uns kommt, dann kommt er in der Form des Geistes zu uns (Johannes 4,24; 2 Korinther 3,17f.).

In diesem Sinne hatte Jesus das Kommen des „Parakleten“ (Beistand) als sein eigenes Kommen zu den Jüngern angekündigt (Johannes 14,16-19). Indem der Heilige Geist bei uns ist, ist Gott selbst bei uns. Die Frage: „Ist der Heilige Geist eine Person oder eine Kraft?“ erweist sich somit als eine falsche und irreführende Alternative. Versteht man den Geist nämlich nur als göttlichen Einfluss und geheimnisvolle Wirkkraft, dann geht das Bewusstsein dafür verloren, dass uns der ewige Gott persönlich begegnet und anspricht. Deshalb wundert es nicht, dass dem Heiligen Geist Verstand (Lukas 12,12; 1 Korinther 2,10f.), Gefühl (Epheser 4,30), Wille (Apostelgeschichte 16,6f.; 1 Korinther 12,11), Tat (Apostelgeschichte 20,28; 2 Petrus 1,21) und Rede (Apostelgeschichte 10,19; 11,12; 13,2) zugeschrieben werden – Fähigkeiten, die nur eine Person hat.
Dass im Grundtext bei Johannes 16,13.14 das sächliche pneuma (griech.: das Geist) mit dem männlichen Fürwort „jener“ verbunden ist („Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird …“) zeigt, dass Johannes dem Geist eine eigene Persönlichkeit zuerkannte.

Ist der Heilige Geist aber ein göttliches „Du“ (und nicht nur ein unpersönliches „Es“), dann hat das weitreichende Folgen für unser Verhältnis zu ihm. Denn dann geht es nicht mehr darum, sich dieser göttlichen Wunderkraft zu bedienen und sie für uns nutzbar – oder gar gefügig – zu machen. Vielmehr ist das Denken auf den personalen Gott selbst ausgerichtet, der uns als Heiliger Geist begegnen und prägen will.

Was Mose und Elia mit Gott erlebten, was Apostel und Propheten von ihm sahen und hörten, ist in gewissem Maße auch heute erfahrbar. Der unsichtbare, unerreichbare und unnahbare Gott will, „dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe.“ (Apostelgeschichte 17,27 GNB)

Im Heiligen Geist – das hebräische Wort „ruach“ bedeutet Wind, Hauch, Atem – kommt uns Gott so nahe, dass man so etwas wie seinen „Hauch“  spüren kann.

In der Heiligen Schrift hat Gott die zuverlässige, historische Beschreibung seines schöpferischen Wirkens offenbart. Er schuf das Universum, und vor nicht langer Zeit hat er in sechs Tagen „Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört“ und ruhte am siebten Tag. So setzte er den Sabbat als eine beständige Erinnerung an sein vollendetes schöpferisches Werk ein, das er in sechs buchstäblichen Tagen verrichtete, die zusammen mit dem Sabbat die gleiche Zeiteinheit bildeten, die wir heute als Woche bezeichnen. Der erste Mann und die erste Frau wurden als Krönung der Schöpfung „zum Bilde Gottes“ geschaffen. Ihnen wurde die Herrschaft über die Erde übertragen und die Verantwortung, sie zu bewahren. Die Schöpfung war nach ihrer Vollendung „sehr gut“ und verkündete die Herrlichkeit Gottes.
(1 Mo 1; 1 Mo 2; 1 Mo 5; 1 Mo 11; 2 Mo 20,8–11; Ps 19,2–7; Ps 33,6.9; Ps 104; Jes 45,12.18; Apg 17,24; Kol 1,16; Hebr 1,2; Hebr 11,3; Offb 10,6; Offb 14,7| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 6

Anfang gut – alles gut?

In unserer Welt sind Unvollkommenheit und Mittelmaß an der Tagesordnung. Für uns ist das ganz normal. „Nobody is perfect“, sagen wir entschuldigend. Noch vernichtender klingt der Satz: „Er hat es gut gemeint“ (aber nicht gut gemacht). Auf der anderen Seite gibt es die echten Könner, die unsere aufrichtige Bewunderung verdienen: die überragende Solistin, der geniale Nobelpreisträger, die ungeschlagene Mannschaft. Höher – schneller – weiter. „Das Bessere ist des Guten Feind.“ Dabei gehen wir davon aus, dass das Bessere, Vollkommene vor uns liegt, während wir das Primitive und Unterentwickelte hinter uns gelassen haben.
Ganz anders die Bibel. Sie überrascht uns schon auf den ersten Seiten mit der lapidaren Feststellung, dass „am Anfang“ – als Gott Himmel und Erde schuf – alles „sehr gut“ war (1 Mose 1,31). Bestnote: 1,0! Damit unterscheidet sich das biblische Verständnis der Schöpfung prinzipiell vom evolutionistischen Modell des 19. Jahrhunderts, indem der philosophisch geprägte Entwicklungsgedanke sich auf allen Gebieten der Wissenschaft (Biologie, Geschichte, Religion usw.) durchsetzte und bis heute quasi Immunität genießt. Wer ihn ernsthaft in Frage stellt, gilt als hoffnungslos rückständig und wissenschaftsfeindlich – eben als unterentwickelt. Doch darüber machten sich die Schreiber der Bibel keine Gedanken. Sie gingen nicht nur wie selbstverständlich davon aus, dass die Welt aus der Hand Gottes hervorgegangen war (wie soll man auch von einer „Schöpfung“ ohne „Schöpfer“ reden?) – und zwar vollkommen! Sie erkannten in der Schöpfung auch einen göttlichen Plan, der dem Leben der Menschen auf dieser Erde Sinn und Bedeutung verleiht. Wer das Leben verstehen, die Welt als sinnvoll begreifen will, muss nach den Anfängen fragen, nach der Idee, die hinter allem steht.

Das Zeugnis der Bibel von den ersten Tagen der Welt ist keine Märchenerzählung aus grauer Vorzeit, sondern das Manifest ihrer göttlichen Bestimmung. Was uns da über Gott und sein schöpferisches Wirken gesagt wird, hat das christliche Gottes- und Menschenbild nachhaltig geprägt. Die biblische Schöpfungslehre hat ganz konkrete Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen, das Verständnis von Arbeit und Beruf bzw. Freizeit und Erholung, die Ausübung der Religion und den Umgangmit der Natur. Die Geschichte vom Anfang der Welt kann und will unser Leben hier und heute zum Guten verändern. Anfang gut, alles gut.

Mann und Frau wurden nach dem Bild Gottes geschaffen mit dem Vermögen und der Freiheit, als Persönlichkeit zu denken und zu handeln. Der Mensch ist eine unteilbare Einheit aus Leib, Seele und Geist und – obwohl als freies Wesen geschaffen – abhängig von Gott in seinem Leben und in allem, was er zum Leben braucht. Als Adam und Eva, unsere ersten Eltern, Gott ungehorsam wurden, verleugneten sie ihre Abhängigkeit von ihm und verloren dadurch ihre hohe Stellung. Das Bild Gottes in ihnen wurde entstellt, und sie wurden der Macht des Todes unterworfen. Seitdem unterliegen alle Menschen der Sünde und ihren Folgen. Sie werden mit Schwachheit und Neigung zum Bösen geboren. Durch Christus aber versöhnte Gott die Welt mit sich selbst, und durch den Heiligen Geist wird in sterblichen Menschen, die zur Umkehr bereit sind, das Bild ihres Schöpfers wiederhergestellt. Zur Ehre Gottes geschaffen, sind sie gerufen, ihn und einander zu lieben sowie für ihre Umwelt verantwortlich zu handeln.
(1 Mo 1,26–28; 1 Mo 2,7.15; 1 Mo 3; Ps 8,5–9; Ps 51,7.12; Ps 58,4; Jer 17,9; Apg 17,24–28; Röm 5,12–17; 2 Kor 5,19–20; Eph 2,3; 1 Thess 5,23; 1 Joh 3,4; 1 Joh 4,7–8.11.20| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 7

„Was ist der Mensch …?“

 Nirgendwo werden Bestimmung und Würde des Menschen einprägsamer umschrieben als in der biblischen Redeweise vom „Bild“ Gottes (1 Mose 1,26.27). Dass Mann und Frau gemeinsam nach dem Bild Gottes – also Gott ähnlich – geschaffen sind, verwehrt uns eine allzu menschliche, naive Vorstellung von Gott.

Es geht weniger um das Aussehen der Person als um die Merkmale der Persönlichkeit. Selbstständig und kreativ zu denken, intensiv mitzufühlen, etwas mit ganzer Kraft zu wollen und es zielstrebig in die Tat umzusetzen, mit anderen in Beziehung zu treten, Verantwortung zu übernehmen – alles das sind Merkmale eines freien und reifen Menschen. Ja, es sind geradezu göttliche Eigenschaften. „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott“, dichtete David, „du hast ihm Macht und Würde verliehen; es fehlt nicht viel und er wäre wie du.“ (Psalm 8,6 LB-GNB)

Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Was ist aus dem „Bild Gottes“ geworden? Kein Zweifel – wir sind weit vom biblischen Idealbild des Menschen entfernt. Doch wie konnte es dazu kommen? Welcher Virus hat das Bild Gottes so nachhaltig entstellt, welche Krankheit uns so furchtbar zugerichtet?

Auch wenn es für viele fremd klingt, die Bibel nennt die Ursache offen beim Namen: die „Sünde“. Sünde ist moralisches Versagen, schuldhaftes Versäumnis, unentschuldbares Vergehen. Doch sie ist mehr als das. Sie ist der Zustand, in dem wir uns alle von Anfang an befinden – das heißt: Trennung von Gott, der das Leben ist, und Bindung an das Böse, das uns zum Tod führt. Man mag diesen ernüchternden Befund leugnen, ihn nur für andere gelten lassen wollen. Doch selbst die Massenmörder der Geschichte besaßen durchaus menschliche Eigenschaften, wie auch umgekehrt „normale“ Menschen zu Verbrechern werden können. Die Sünde verzerrt das Bild Gottes in die Fratze des Teufels. Unser menschliches Antlitz ist zum doppelgesichtigen Januskopf geworden.

Heruntergekommen

Die schier unglaubliche Botschaft der Bibel lautet: Gott selbst ist in Jesus Christus in die Welt der Sünde hinabgestiegen und hat sich mit uns und unserem Schicksal voll identifiziert. Jesus bezog die Vision vom leidenden Gottesknecht auf sich (Lk 24,25-27), von dem Jesaja prophezeit hatte: „Viele haben sich entsetzt von ihm abgewandt, so entstellt war er.“

Paulus erklärt diese erstaunliche Wahrheit so: Gott „sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch“ (Röm 8,3). „Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz.“

Aufgehoben

Gottes Anteilnahme an unserer menschlichen Situation erschöpft sich allerdings nicht im persönlichen Mitleiden und der daraus resultierenden uneingeschränkten Solidarität und Empathie (Hebr 2,17; Hebr 4,15). Sein Blick reicht viel weiter als nur zu einem menschenwürdigen Leben und Sterben.

Gott will, dass wir unsere eigentliche und ursprüngliche Würde als seine Söhne und Töchter wiedergewinnen, die uns durch die Sünde verlorengegangen ist. Er ist ja deshalb ganz zu uns heruntergekommen, um uns wieder ganz zu sich emporzuheben. Er hat die Sünde überwunden, um sie eines Tages für immer zu beseitigen. Nicht weniger als die „Wiederherstellung aller Dinge“ (Apg 3,21 EÜ) ist sein eigentliches Ziel. Darum hat er uns in Christus mit sich versöhnt und ist nun dabei, sein göttliches Bild in uns wiederherzustellen.

Die ganze Menschheit ist hineingezogen in eine grosse Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan, bei der es um das Wesen Gottes, sein Gesetz und seine Herrschaft über das Universum geht. Dieser Streit hatte seinen Ursprung im Himmel, als ein geschaffenes Wesen, ausgestattet mit Entscheidungsfreiheit, durch Selbsterhöhung zum Satan, zum Widersacher Gottes, wurde. Auch einen Teil der Engel verführte er zum Aufruhr. Als Satan Adam und Eva zur Sünde verleitete, brachte er den Geist des Aufruhrs auch auf unsere Erde. Diese Sünde hat das Bild Gottes im Menschen entstellt und die geschaffene Welt in Unordnung gebracht. Sie wurde schliesslich durch eine weltweite Flut verwüstet, wie in der historischen Beschreibung in 1. Mose 1–11 dargestellt. Unsere Erde ist vor der gesamten Schöpfung zum Austragungsort eines universalen Konfliktes geworden, in dem sich der Gott der Liebe schliesslich als rechtmässiger Sieger erweisen wird. Christus sendet den Heiligen Geist und seine Engel, um seinem Volk in dieser Auseinandersetzung beizustehen, es zu führen, zu schützen und auf dem Weg des Heils zu bewahren.
(1 Mo 3; 1 Mo 6–8; Hiob 1,6–12; Jes 14,12–14; Hes 28,12-18; Röm 1,19–32; Röm 3,4; Röm 5,12–21; Röm 8,19–22; 1 Kor 4,9; Hebr 1,14; 1 Petr 5,8; 2 Petr 3,6; Offb 12,4-9) | Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 8

Kampf um Herzen

Für Siebenten-Tags-Adventisten ist die Redeweise vom „großen Kampf“ zu einem feststehenden Ausdruck geworden, der sich auch in den Glaubensüberzeugungen wiederfindet. Bezeichnenderweise schildert der englische Begriff für Kampf „controversy“ keine militärische Schlacht mit Toten und Verwundeten, keinen Krieg mit Waffengewalt, sondern eine tief greifende Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Parteien, eine Auseinandersetzung zwischen widersprüchlichen Auffassungen.
Es geht also um eine geistige Kontroverse, eine argumentativ geführte Debatte, einen öffentlichen Disput über eine zentrale weltanschauliche und religiöse Streitfrage: Ist Gott wirklich ein Gott der Liebe und unser volles Vertrauen wert oder nicht?

Das eigentliche Schlachtfeld, auf dem dieser Kampf ausgetragen wird, ist unser Herz. Die Versuchungen zur Sünde kommen nämlich nicht von außen, sondern in erster Linie von innen. „Jeder Mensch wird durch seine eigenen Begierden dazu verleitet, Böses zu tun.“ (Jakobus 1,14 NL) Anders gesagt: „Es ist die eigene Begehrlichkeit, die den Menschen ködert und einfängt“ (GNB). Dieser „Kampf der Leidenschaften“ ist auch die Ursache für den Streit unter „Brüdern“ (Jakobus 4,1 EÜ). Paulus beschreibt seinen verzweifelten Kampf gegen „die Sünde, die in mir wohnt“ (Römer 7,17 .20) so: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ (Römer 7,19) Wer die Herrschaft über unser „Herz“ – also über die Gedanken, Gefühle, Absichten, Phantasien und den Willen – besitzt, ist der wahre Herr unseres Lebens. Haben wir Menschen aber dann überhaupt eine reelle Chance, in dieser Auseinandersetzung zu gewinnen?

Die Entscheidung ist gefallen

Die Antwort auf diese Frage findet sich im Evangelium. Es ist die gute Nachricht vom Sieg, den Jesus Christus für uns und an unserer Stelle errungen hat. Lukas erzählt, wie die Jünger begeistert berichteten, dass die Predigt vom Reich Gottes auch die Macht der bösen Geister überwand. „Ich weiß“, antwortete Jesus, „denn ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ (Lukas 10,18 Hfa)
Später erklärte er ihnen die Bedeutung seines Kreuzestodes: „Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt. Jetzt wird der Herrscher dieser Welt gestürzt“ (Johannes 12,31 GNB), wörtlich „hinausgeworfen“.
Die Offenbarung schildert die Verbannung Satans aus dem Himmel im visionären Bild vom Kampf zwischen Michael (Christus) und dem Drachen (Offenbarung 12,7-9). Zwar setzt der Teufel seitdem alles daran, die Gläubigen zu verfolgen und zu verführen (Offenbarung 12,12.13 .18), doch seine Macht ist gebrochen, sein Schicksal besiegelt. Die Gläubigen haben Anteil an Christi Sieg auf Golgatha, dem entscheidenden Moment der gesamten Heilsgeschichte. „Der Sieg über die Welt [Sünde] ist schon errungen – unser Glaube ist dieser Sieg!“, ruft Johannes aus (1 Johannes 5,4 GNB).
Und die Offenbarung jubelt: „Jetzt ist es geschehen: Unser Gott hat gesiegt! … Jetzt liegt die Macht in den Händen des Königs, den er gesalbt und eingesetzt hat! Der Ankläger unserer Brüder und Schwestern ist gestürzt; er … ist nun aus dem Himmel hinausgeworfen. Unsere Brüder und Schwestern haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr standhaftes Bekenntnis.“ (Offenbarung 12,10.11 GNB)

Der Kampf ist also entschieden, aber noch keineswegs zu Ende. Im Bewusstsein seiner Niederlage versucht Satan, alles mit sich in den Abgrund zu reißen (Offenbarung 12,12). Die ganze Welt – jeder Einzelne – ist zum Kampfplatz geworden. „Wir sind ein Schauspiel“, sagt Paulus: „Wie in einer Arena kämpfen wir vor aller Welt Augen. Menschen und Engel beobachten gespannt, wie dieser Kampf ausgehen wird.“ (1 Korinther 4,9 Hfa) Und wie kämpfen Christen? Paulus beschreibt es so: „Wir kämpfen nicht mit menschlichen Mitteln. Wir setzen die mächtigen Waffen Gottes und keine weltlichen Waffen ein, um menschliche Gedankengebäude zu zerstören. Mit diesen Waffen zerschlagen wir all die hochtrabenden Argumente, die die Menschen davon abhalten, Gott zu erkennen. Mit diesen Waffen bezwingen wir ihre widerstrebenden Gedanken und lehren sie, Christus zu gehorchen.“ (2 Korinther 10,3-5 NL)

Dieser tägliche und zugleich universale Konflikt, in den wir alle hineingezogen werden, übersteigt an Bedeutung alles, was uns sonst im Leben fordern mag. Auch in diesem Kampf geht es um Leben und Tod, um unser (ewiges) Sein oder Nichtsein. Und auch hier gilt: „The winner takes it all“ – Gewinner bekommen alles, die Verlierer gehen leer aus. „Wer überwindet, der wird es alles ererben.“ (Offenbarung 21,7)

Der Ausgang des Konflikts ist also gewiss, der angebotene Beistand mehr als ausreichend. Mit der„Waffenrüstung Gottes“ lassen sich alle Angriffe des Teufels und seiner Helfershelferin der unsichtbaren Wirklichkeit erfolgreich abwehren (Epheser 6,10ff). „Mitten in alldem triumphieren wir als Sieger mit Hilfe dessen, der uns so sehr geliebt hat.“ (Römer 8,37 GNB). Wer sollte sich da noch fürchten?

Das Leben Christi im vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, sein Leiden, sein Tod und seine Auferstehung sind das einzige Mittel, die Sünde des Menschen zu sühnen. Wer diese von Gott bewirkte Versöhnung im Glauben annimmt, hat das ewige Leben. Die ganze Schöpfung kann so die unendliche und heilige Liebe des Schöpfers besser verstehen. Diese vollkommene Versöhnung erweist die Gerechtigkeit des Gesetzes Gottes und offenbart Gottes Güte. Dadurch wird unsere Sünde verurteilt und zugleich ein Weg zu ihrer Vergebung geöffnet. Christi stellvertretender Tod hat sühnende, versöhnende und umwandelnde Wirkung. Christi leibliche Auferstehung verkündet Gottes Triumph über die Mächte des Bösen und sichert allen, die sich versöhnen lassen, endgültigen Sieg über Sünde und Tod zu. In seiner Auferstehung wird offenbar, dass Christus der Herr ist. Vor ihm werden einst alle im Himmel und auf Erden ihre Knie beugen.
(1 Mose 3,15; Psalm 22,2; Jesaja 53; Johannes 3,16; Johannes 14,30; Römer 1,4; Römer 3,25; Römer 4,25; Römer 8,3–4; 1 Korinther 15,3–4.20–22; 2 Korinther 5,14–15.19–21; Philipper 2,6–11; Kolosser 2,15; 1 Petrus 2,21–22; 1 Johannes 2,2; 1 Johannes 4,10| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 9

Warum musste Jesus sterben?

Die erste Antwort auf diese Frage klingt fast banal: Jesus musste sterben, weil er ganz Mensch war und wie alle anderen Menschen früher oder später eines natürlichen Todes gestorben wäre. Als Wanderprediger und Wundertäter hätte er zwar sicher Spuren hinterlassen, sich in die Reihe jüdischer Propheten einreihen, als Bussprediger und Reformer in die Geschichte des Volkes Israel eingehen können. Doch irgendwann hätte der natürliche Alterungsprozess dazu geführt, dass seine irdische Lebenszeit abgelaufen wäre und er das Schicksal aller Menschen geteilt hätte. Doch damit bliebe unsere Frage unbeantwortet und die erstaunliche Wirkung seines Lebens – oder genauer: seines Todes – unerklärt.

Eine zweite, tiefergreifende Antwort ergibt sich aus den Berichten der Evangelien über die Hintergründe, die zu seiner Verurteilung und Kreuzigung führten. Man muss kein Jurist sein, um beim Lesen dieser Berichte zu spüren, dass Jesus einem Justizmord und einer Intrige zum Opfer fiel, deren Hintermänner vor Heuchelei, Verleumdung und selbst Meineid nicht zurückschreckten. Dabei kamen zwei Umstände zusammen: die Angst der jüdischen Obersten um ihren Einfluss und die Furcht der Römer vor einer jüdischen Revolte. Jesus musste sterben, weil er durch sein öffentliches Wirken die religiösen Führer des Volkes gegen sich aufbrachte und Pilatus sich ihnen gegenüber nicht durchsetzen konnte und zuletzt auch nicht wollte.

Den Evangelien zufolge hatte Jesus selbst wiederholt auf seinen eigenen, gewaltsamen Tod hingewiesen und ihn dabei als ein „Muss“ bezeichnet (Matthäus 16,21 par; Johannes 3,14). „Der Menschensohn muss viel leiden … und getötet werden.“ (Markus 8,31; vgl. Lukas 9,22; 17,25; 24,7) Jesus sah darin die Erfüllung alter biblischer Prophezeiungen (Lukas 18,31; 22,37; 24,25ff.,44ff.) und betrachtete sein ganzes Leben als die Verwirklichung eines göttlichen Planes (Lukas 2,49; 4,43; 13,33; 19,5 .10; Johannes 9,4;10,16). Als Jesus am Kreuz hing, rief er aus: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30) Aufgabe erledigt, Auftrag ausgeführt. Doch welche „Mission“ hatte er vollendet?

Was bedeutet Jesu Tod für uns?

Diese Frage hat christliche Denker zu allen Zeiten beschäftigt, ja umgetrieben. Zahllose Bücher wurden darüber geschrieben, ganze Regale mit Werken gefüllt, die versuchen, den wahren Sinn des Todes Jesu zu erklären und seine tiefe Bedeutung zu erfassen. Sie alle versuchen, die Aussagen des Neuen Testaments zu deuten, die uns Einblick geben in das Selbstverständnis Jesu und die darauf beruhende Sicht der Apostel.

Unsere Schuld ist gesühnt

In Anlehnung an den Opferdienst des alten Bundes verstanden die ersten Christen den Tod Jesu am Kreuz als das Sühnemittel Gottes, durch das Gott selbst unsere Schuld getilgt hat (Römer 3,25). Das Blutopfer auf Golgatha war notwendig, „um vor Gott Sühne zu leisten für die Sünden des Volkes [Israel]“ (Hebräer 2,17 GNB), „ja sogar für die Schuld der ganzen Welt“ (1 Johannes 2,2 GNB). Jesu eigentliche Mission bestand also darin, „sein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben“ (Markus 10,45; 1 Timotheus 2,5f>.; 1 Petrus 1,18f.). Sein vollkommener Gehorsam und stellvertretendes Opfer befreien uns von unserer Schuld; wir erhalten Vergebung und ein neues Leben (Epheser 1,7; 5,2; 1 Petrus 2,21ff>.; Hebräer 9-10). Schon der Prophet Jesaja hatte angekündigt, dass der „Knecht Gottes“ sein Leben als Opfer für unsere Schuld dahingeben sollte. „Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53,5; Daniel 9,24).

Jesus Christus hat gesiegt

So wenig seine Auferstehung bewiesen werden kann, so beeindruckend sind doch die Berichte der vielen Zeugen, die ihn selbst gesehen haben (Matthäus 28; Markus 16;Lukas24; Johannes 20f.; 1 Korinther 15,1ff). Auch das leere Grab lässt sich kaum anders erklären, als dass hier in der Tat etwas Außergewöhnliches geschehen ist (Matthäus 27,62 bis 28,15). Selbst die Zweifler unter seinen Jüngern wurden schliesslich überzeugt (Matthäus 28,17; Markus 16,11ff>.; Lukas 24,11.41; Johannes 20,24). Die Auferstehung Jesu ist das Zeichen, dass sein Opfer nicht umsonst war, sondern seinen Zweck erfüllt hatte (Römer 4,25; 5,10; 1 Korinther 15,17). Durch sie wurde der als Verbrecher verurteilte Jesus von Gott selbst rehabilitiert (Apostelgeschichte 2,22).

Sie ist darüber hinaus aber auch die Grundlage für die christliche Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten (1 Korinther 15,12ff). Wenn die Macht des Todes gebrochen ist, ist sie für immer und für alle gebrochen. Insofern ist die Auferstehung Jesu zwar „ein Ereignis der Vergangenheit, aber nicht ein vergangenes Geschehen“ (B. Klappert). Deshalb steht sie zu Recht im Zentrum der christlichen Botschaft.

Paradoxerweise war die Stunde der grössten Niederlage auch der Augenblick seines grössten Triumphs. Bereits vor seinem Tod war sich Jesus bewusst, dass seine „Erhöhung“ am Kreuz die „Verherrlichung“ des Vaters und des Sohnes bedeuten würde (Johannes 3,14f.; 17,1f). So wurde sichtbar, dass der Sieg über Sünde, Tod und Teufel nicht mit den üblichen Mitteln der Macht oder militärischer Gewalt errungen wurde, auch nicht mit verbaler Erpressung, moralischem Druck, zweifelhaften Tricks oder politischen Intrigen. All diese Mittel sind völlig untauglich für Gottes Absicht, die Menschen als Freunde und Vertraute zurückzugewinnen.

Die Sühne für die Schuld der Menschen brachte auch die Versöhnung des Menschen mit Gott. Gott war zwar stets auf unserer Seite, doch wir hatten uns von ihm abgewandt, ihm feindlich den Rücken zugekehrt, ihn rebellischtrotzig abgelehnt. In Christus jedoch hat uns Gott wieder mit sich ins Reine gebracht, Frieden wiederhergestellt, Vertrauen gewonnen. Wir sind mit Gott versöhnt! Wer das Evangelium hört und begreift, bleibt nicht unberührt; er lässt sich mit Gott versöhnen und gibt die Versöhnungsbotschaft weiter (Römer 5,10f.; 2 Korinther 5,18ff.).

„Was bleibt zu alldem noch zu sagen? Gott selbst ist für uns, wer will sich dann gegen uns stellen? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle in den Tod gegeben … Wer kann die Menschen anklagen, die Gott erwählt hat? Gott selbst spricht sie frei. Wer kann sie verurteilen? … Mitten in alldem triumphieren wir als Sieger mit Hilfe dessen, der uns so sehr geliebt hat … Nichts in der ganzen Welt kann uns jemals trennen von der Liebe Gottes, die uns verbürgt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.“ (Röm 8,31ff. GNB)

Gott hat in seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit Christus, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch ihn vor Gott gerecht werden. Durch den Heiligen Geist verspüren wir unsere Not, erkennen unsere Sündhaftigkeit, bereuen unsere Verfehlungen und glauben an Jesus als Erlöser und Herrn, der sich stellvertretend für uns hingab und unser Vorbild ist. Dieser rettende Glaube entsteht durch die Kraft des Wortes Gottes und ist das Geschenk seiner Gnade. Durch Christus sind wir gerechtfertigt, von Gott als Söhne und Töchter angenommen und von der Herrschaft der Sünde befreit. Durch den Geist sind wir wiedergeboren und geheiligt. Der Geist erneuert unser Denken, schreibt Gottes Gesetz der Liebe in unser Herz und gibt uns die Kraft zu einem heiligen Leben. Wer in Christus bleibt, wird Teilhaber der göttlichen Natur und hat die Gewissheit des Heils jetzt und im Gericht.
(1 Mo 3,15; Jes 45,22; Jes 53; Jer 31,31–34; Hes 33,11; Hes 36,25–27; Hab 2,4; Mk 9,23–24; Joh 3,3–8.16; Joh 16,8; Röm 3,21–26; Röm 8,1–4.14–17; Röm 5,6–10; Röm 10,17; Röm 12,2; 2 Kor 5,17–21; Gal 1,4; Gal 3,13–14.26; Gal 4,4–7; Eph 2,4–10; Kol 1,13–14; Tit 3,3–7; Hebr 8,7-12; 1 Petr 1,23; 1 Petr 2,21–22; 2 Petr 1,3–4; Offb 13,8| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 10

Das Wunder der Erlösung

Auch wenn der Glaube an Gott angesichts der überwältigenden Wunder der Schöpfung mehr als vernünftig erscheint und nur wenige Menschen seine Existenz hartnäckig leugnen, die Erkenntnis über das Wunder der Erlösung verdanken wir nicht unserem eigenen Bemühen. Sie wird uns als Geschenk von oben zuteil in einem Moment der Erleuchtung, in dem unsere Augen geöffnet werden und wir plötzlich erkennen, dass das Evangelium – die Botschaft vom Heil in Jesus Christus – uns ganz persönlich gilt, unser Leben und Handeln unmittelbar betrifft. Wie sagte doch Jesus zu Petrus: „Diese Erkenntnis hat dir mein Vater im Himmel gegeben; von sich aus kommt niemand zu dieser Einsicht.“ (Matthäus 16,17 Hfa)

Das Reden von der Erlösung ist also nicht die logische Folge vernunftgemässer Überlegungen oder das praktische Resultat empirischer Untersuchungen. Gott kann man weder rational beweisen (alle diesbezüglichen Versuche sind gescheitert!) noch empirisch nachweisen (weder im Labor noch unter dem Mikroskop oder im Weltraum ist Gott sichtbar). Die Erkenntnis über das „Heil“ der Welt wurde nicht von griechischen Philosophen oder abendländischen Denkern gewonnen, auch nicht von neuzeitlichen Entdeckern und Naturforschern. Stattdessen waren es Propheten und Apostel – also Menschen, die Gott selbst begegnet waren, die sein Wort gehört und sein Handeln erlebt hatten und dies ihren Zeitgenossen – und damit der Nachwelt – bezeugten.

Die Erfahrung der Erlösung

Das Besondere, ja Einzigartige an der biblischen Rede von der Erlösung ist die Art und Weise, wie sie unsere Erfahrung in Beziehung setzt zu dem, was Jesus Christus erlebt hat. Was vor rund 2000 Jahren in Palästina geschah – sein Leben und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt –, hat unmittelbar mit uns und unserem Leben zu tun, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen geschah es für uns, also zu unserem Wohl (Heil). Zum andern geschieht Erlösung aber auch mit und an uns, und zwar so, dass wir persönlich und direkt in die Erfahrung von Jesus Christus einbezogen werden.

… für uns

Die Bibel wird nicht müde zu betonen, dass Gott stets „für uns“ ist (Römer 8,31). Er wurde Mensch für uns. Jesus lebte, litt und starb für uns, und er ist auch für uns auferstanden und aufgefahren, um beim Vater für uns einzutreten (Matthäus 20,28; Markus 10,45;1 Timotheus 2,6; Hebräer 2,17f.; 4,15f.; 9,11f.). Dabei hat er sich so sehr mit uns Menschen identifiziert, dass er – obwohl vollkommen und sündlos – unsere Schuld getragen und gesühnt hat (2 Kor 5,21). Er gab sein Leben stellvertretend für uns (Jesaja 53,5.6.10). In dieser Hingabe äußerte sich Gottes unfassbare Liebe und Barmherzigkeit.

… mit uns

Wir kennen das aus dem Sport: „Deutschland“ hat gewonnen, obwohl gerade einmal ein Dutzend Profis auf dem Rasen um den Ball gekämpft haben. „Wir haben gesiegt!“, erklären wir voller Stolz, dabei haben wir doch nur vor dem Fernseher gesessen oder bestenfalls auf der Tribüne unsere Mannschaft angefeuert. Doch jeder weiß, was gemeint ist: Was die Männer auf dem Rasen getan haben, haben sie nicht nur für uns getan. Wir selbst haben mit ihnen gekämpft, gelitten und endlich das Tor getroffen. Deshalb sind wir auch die Sieger!
Auch die Bibel kennt dieses Prinzip der „einschliessenden Stellvertretung“. Sie redet vom Erlösungswerk Jesu so, als seien wir persönlich dabei gewesen. Der Apostel Paulus erklärt es so: Alle, die an Jesus Christus, den Retter, glauben, sind „mit ihm gekreuzigt“ (Römer 6,6) und „mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod“ (Römer 6,4), sie sind auch „mit Christus lebendig gemacht“, ja sogar „mit eingesetzt im Himmel“ (Epheser 2,5f.). Im Glauben tauchen wir ein in die Erfahrung Jesu und machen sie uns zu eigen. So können wir mit- bzw. nacherleben, was er stellvertretend für uns getan hat. Eigentlich geschah es ja ohne uns, doch irgend wie auch mit uns. So einmalig und unwiederholbar das Erlösungsgeschehen in Jesus Christus auch ist, so persönlich und unmittelbar geht es uns Menschen an. Die Bibel lehrt: „Jesus hat uns Menschen erlöst.“ Aber es klingt überzeugender, wenn jemand von sich sagen kann: „Ich bin erlöst!“

… an uns

Glaubwürdig ist ein solches Bekenntnis allerdings nur dann, wenn es durch unsere Erfahrung bestätigt wird. Im Blick auf das Kreuz Jesu und die Liebe Gottes erkennen wir unsere Schuld und bereuen die Sünde, die sein Opfer nötig machte. Überwältigt von Gottes entschiedenem „für uns“, entsteht der Wunsch, von nun an konsequent „für ihn“ zu leben. Wir sehen in Jesus nicht nur unseren Erlöser, sondern auch den Herrn, der uns zum Vorbild wird und auf dessen Weisungen wir achten. „Der Geist erneuert unser Denken und Sinnen, schreibt Gottes Gesetz der Liebe in unser Herz und gibt uns die Kraft zu einem heiligen Leben.“ Das bleibt dann keine graue Theorie, sondern wird unsere tägliche Erfahrung!

Die Gewissheit der Erlösung

Die gute Nachricht gilt allen, deshalb soll sie auch alle erreichen. Vor allem, wenn es um Heil oder Untergang, Leben oder Tod geht. Es gibt „keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ (Römer 8,1) Deshalb hoffen gläubige Christen nicht nur auf die Gnade Gottes und das künftige Heil, sie wissen, dass sie bereits von Gott angenommen und seine geliebten Kinder sind (Römer 8,16; 1 Johannes 5,11-13). Menschen, die wirklich an Gott glauben – die mit ihm verbunden leben und seinem Wort vertrauen – , haben „die Gewissheit des Heils jetzt und im Gericht“. Nichts kann sie von Gottes Liebe trennen, die sie in Jesus Christus erfahren haben (Römer 8,38f.). Es gibt keine tiefere Erkenntnis und keine wichtigere Erfahrung. Die „Wissenschaft von der Erlösung“ (Ellen G. White) garantiert uns lebenslanges Lernen – bis in alle Ewigkeit.

Durch seinen Tod am Kreuz triumphierte Jesus über die Macht des Bösen. Er, der während seines irdischen Dienstes die dämonischen Geister unterwarf, hat ihre Macht gebrochen und ihren endgültigen Untergang besiegelt. Jesu Sieg verleiht auch uns den Sieg über die bösen Mächte, die uns immer noch beherrschen wollen. Jetzt können wir mit Jesus in Frieden, Freude und der Zusicherung seiner Liebe leben. Der Heilige Geist wohnt in uns und gibt uns Kraft. In beständiger Hingabe an Jesus als unserem Erlöser und Herrn  sind wir befreit von der Last vergangener Taten, den dunklen Seiten unseres früheren Lebens, der Angst vor bösen Mächten, von Unwissenheit und  Sinnlosigkeit. In dieser neuen Freiheit mit Jesus sind wir berufen, zu wachsen und ihm ähnlicher zu werden. Dies geschieht in der Gemeinschaft mit Gott im Gebet und seinem Wort, in der täglichen Andacht, im Nachdenken über seine göttliche Führung, im Singen von Lobliedern, in der Versammlung im Gottesdienst und durch die Mitwirkung am Missionsauftrag der Gemeinde. Wir sind auch gerufen, dem Vorbild Christi zu folgen und uns mitfühlend um die körperlichen, geistigen, sozialen, seelischen und geistlichen Bedürfnisse der Menschen zu kümmern. Während wir unseren Mitmenschen in Liebe dienen und die Erlösung durch Christus bezeugen, verwandelt seine beständige Gegenwart im Geist jeden Augenblick und jede Aufgabe in eine bereichernde Erfahrung mit Gott.
(1 Chr 29,11; Ps 1,1–2; Ps 23,4; Ps 77,12-13; Mt 20,25-28; Mt 25,31–46; Lk 10,17–20; Joh 20,21; Röm 8,38–39; 2 Kor 3,17–18; Gal 5,22-25; Eph 5,19–20; Eph 6,12–18; Phil 3,7–14; Kol 1,13–14; Kol 2,6.14–15; 1 Thess 5,16.18.23; Hebr 10,25; Jak 1,27; 2 Petr 2,9; 2 Petr 3,18; 1 Joh 4,4| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 11

Vom Minus zum Plus

Unser Wachstum beginnt nicht erst mit der Geburt, sondern im Augenblick der Zeugung. Von diesem Moment an gibt es keinen Stillstand mehr. Winzige Zellen teilen und vermehren sich, Glieder werden geformt, Organe beginnen ihre lebenswichtige Funktion aufzunehmen. Eines Tages erblickt das Kind das Licht der Welt – nicht nur für die Mutter ein anstrengender und schmerzhafter Vorgang. Und trotz aller medizinischen Fortschritte bleibt die Geburt stets risikoreich. Der Übergang aus dem geschützten Dunkel des Mutterleibes ins grelle Tageslicht markiert einen entscheidenden Moment im Leben eines jeden Menschen.

Nicht weniger dramatisch und Staunen erregend ist die Veränderung, die sich vollzieht, wenn jemand aus dem Dunkel seines alten Lebens in das Licht der Liebe Gottes tritt. Jetzt heisst es allerdings nicht, einen geschützten, warmen Raum zu verlassen, um sich der rauen und kalten Wirklichkeit zu stellen. Stattdessen vollzieht sich ein radikaler Wechsel von der Nacht zum Tag, vom Minus zum Plus, vom Tod zum Leben. Gott will, dass wir frei sind – frei von äusseren und inneren Ketten: frei von Schuld, die quälend auf dem Gewissen lastet; frei von Süchten, die die Gesundheit zerstören; frei von Abhängigkeiten, die uns dem Willen anderer gefügig machen; frei von der Last der Erinnerung an erlittenes Unrecht, die uns in die Opferrolle (und Täterrolle!) zwingen will; frei von der Furcht vor finsteren Mächten, die uns bedrohen. Die Liste der Tyrannen ist lang, die Folgen ihrer Untaten verheerend.

Paulus wusste um die Existenz dieser äusseren und inneren Mächte, denen kein Mensch aus eigener Kraft erfolgreich Widerstand leisten kann. Deshalb mahnte er: „Werdet stark durch die Verbindung mit dem Herrn! Lasst euch stärken von seiner Kraft! Legt die Waffen an, die Gott euch gibt, dann können euch die Schliche des Teufels nichts anhaben. Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen. Wir kämpfen gegen unsichtbare Mächte und Gewalten, gegen die bösen Geister, die diese finstere Welt beherrschen.“ (Epheser 6,10-12 GNB) Hierbei handelt es sich nicht nur um Sprachbilder, sondern um erlebbare und erlebte Wirklichkeit.

Jesus wusste sich von Gott gesandt, „den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Misshandelten soll ich die Freiheit bringen“ (Lukas 4,18 GNB). Im Leben und Sterben, im Tod am Kreuz und in der Auferstehung offenbarte der Sohn Gottes seine Herrschaft. Weil er über alle Mächte und Gewalten triumphierte (Kolosser 2,15), können auch wir es (Römer 8,37-39). Trinker werden trocken, Gotteslästerer fromm, Ehebrecher treu, Süchtige werfen Nadel oder Kippe weg, Mutlose und Geängstigte finden Hoffnung, von okkulten Mächten und dämonischen Geistern Gebundene werden frei, ehemalige Mörder verwandeln sich in Missionare der Liebe.

Die Macht des Bösen ist gebrochen, Frieden und Freude ziehen ins Leben ein. Wiedergeburt aus Gott. Das Leben hat noch einmal begonnen! „Denn er hat uns aus der Gewalt der dunklen Mächte gerettet und uns unter die Herrschaft seines geliebten Sohnes gestellt. Durch den Sohn und in dessen Machtbereich ist uns die Erlösung zuteil geworden: Unsere Schuld ist uns vergeben.“ (Kolosser 1,13.14 GNB)

Leben heisst wachsen

Jetzt fängt das Leben erst richtig an. Wer den Tod hinter sich gelassen hat, will nie mehr ins alte Sein zurück, das von Unwissenheit und Sinnleere durchsetzt war. Nun heisst es, einen neuen Lebensstil finden, eingefahrene Denkmuster ersetzen, lebensfördernde Gewohnheiten einüben, in Christus wachsen, geistlich erwachsen werden. Das „Leben im Geist“ überwindet selbstsüchtige Wünsche und sündige Neigungen (Galater 5,16-26). Gott will uns zur vollen Reife führen und uns zu mündigen Christen machen (Epheser 4,13.14). Jesus ist nicht nur unser Heiland, sondern auch unser Herr. Deshalb fragen wir bewusst nach seinem Willen für unser Leben, lassen uns von ihm sagen, was (nicht) gut für uns ist. Dabei verändern sich Denken und Fühlen, das Wollen und sogar der Geschmack. Was uns früher einmal in den Bann zog, kann uns heute nicht mehr reizen; was einst langweilig war, fesselt nun die Aufmerksamkeit.

Geistliches Wachstum – in der Bibel auch „Heiligung“ genannt (2 Korinther 7,1; 1 Thessalonicher 4,1-8; Hebräer 12,14) – ist ein lebenslanger Prozess. Er erfordert Geduld und Ausdauer; Geduld mit uns selbst, weil das Vergangene immer wieder aufbrechen und uns in alte Bahnen zwingen will, und Ausdauer beim schrittweisen Erlernen neuer Wege.
Dabei nützt es wenig, wenn wir auf die eigenen Fehler und Schwächen schauen; das entmutigt uns nur. Vielmehr sollen wir „aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebräer 12,1.2). Nicht das ängstliche und gebannte Starren auf die tödlichen „Schlangen(bisse)“ rettet uns, sondern der vertrauensvolle Blick auf den am Kreuz erhöhten Christus, der die Sünden- und Todesmacht besiegt (4 Mose 21,4ff>.; Johannes 3,14.15) und uns „die Kraft seiner Auferstehung“ gegeben hat (Philipper 3,10). Bei diesem „Aufsehen zu Jesus“ werden wir selbst nach und nach „in sein eigenes Bild verwandelt“, sodass wir ihm immer ähnlicher werden und immer stärker seine Herrlichkeit widerspiegeln“ (2 Korinther 3,18 EÜ). „Wachsen in Christus“ ist keine blosse Option, sondern Gottes ausdrücklicher Wille. Er hat es versprochen und er wird es auch tun.
Deshalb kann Paulus sagen: „Ich bin ganz sicher: Gott wird das gute Werk, das er bei euch angefangen hat, auch vollenden bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus kommt.“ (Philipper 1,6 GNB)

Die Gemeinde ist die Gemeinschaft von Gläubigen, die Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser bekennen. Wie Gottes Volk zur Zeit des Alten Testaments ist auch die Gemeinde Jesu aus der Welt herausgerufen. Sie vereint sich zur Anbetung, zur Gemeinschaft, zur Unterweisung im Wort, zur Feier des Abendmahls, zum Dienst an den Menschen und zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt. Die Gemeinde erhält ihre Vollmacht von Christus, dem Mensch gewordenen Wort, das sich in der Heiligen Schrift offenbart. Die Gemeinde ist die Familie Gottes. Ihre Glieder, von ihm als Kinder angenommen, leben auf der Grundlage des Neuen Bundes. Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft des Glaubens. Sie ist der Leib Christi, dessen Haupt er ist. Sie ist die Braut, für die Christus starb, damit er sie heilige und reinige. Bei seiner Wiederkunft in Herrlichkeit wird er sie in vollendeter Schönheit vor sich stellen. Es sind die Treuen aller Zeiten, erworben durch sein Blut, ohne Flecken und Falten, heilig und unsträflich.
(1 Mo 12,1-3; 2 Mo 19,3-7; Mt 16,13-20; Mt 18,18; Mt 28,19-20; Apg 2,38–42; Apg 7,38; 1 Kor 1,2; Eph 1,22–23; Eph 2,19-22; Eph 3,8-11; Eph 5,23-27; Kol 1,17-18; 1 Petr 2,9| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 12

Die „versammelte“ Gemeinde

Im Alten wie im Neuen Testament bezeichnet das Wort „Gemeinde“ genau genommen die „Versammlung“ der Gläubigen – ob in einem Haus, einer Stadt oder einer Region. Somit ist die „Kirche“ Jesu Christi kein Gebäude und auch keine Institution, sondern schlicht das Treffen von Christen „zur Anbetung, zur Gemeinschaft, zur Unterweisung im Wort, zur Feier des Abendmahls, zum Dienst an den Mitmenschen und zur Verkündigung des Evangeliums“.

Das ist die biblische Kurzformel von Gemeinde: Gläubige, „die Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser bekennen“, treffen sich. Dazu bedarf es keiner Kathedrale und keines Priesters oder Pfarrers. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen kommen, da bin ich selbst in ihrer Mitte“, erklärte Jesus (Matthäus 18,20 GNB). Der biblische Gebrauch des Wortes ekklesia (griech. für Gemeinde) hat weniger die Vergangenheit und Herkunft der Gläubigen im Auge („aus der Welt herausgerufen“) als vielmehr ihre Zusammenkunft und ihr Miteinander („Gemeinschaft“). Das wird auch deutlich an den verschiedenen Bildern und Vergleichen, die im Neuen Testament für die Gemeinde verwendet werden.

Diese „Gemeinschaft des Glaubens“ umfasst aber nicht nur die physisch an einem Ort versammelten Christen. Was sie verbindet, ist nämlich nicht an einen bestimmten Ort, eine festgelegte Zeit, die eigene Sprache, Kultur oder Kirchenzugehörigkeit gebunden, sondern an den Glauben an Jesus und das persönliche Bekenntnis zu ihm. Deshalb wissen sich Christen als „Gemeinschaft der Gläubigen“ über alle Grenzen hinweg „in Christus“ eins und miteinander verbunden. Im Hebräerbrief wird der Horizont sogar auf das ganze Universum ausgeweitet – auf himmlische wie irdische Wesen, Lebende und Verstorbene – kurz, auf alle, die in Jesus Christus Heil und Leben gefunden haben (Hebräer 12,22f.).

Die „leibhaftige“ Gemeinde 

Die Gemeinde ist zwar universal (Offenbarung 5,8ff.), die Zahl ihrer Mitglieder unzählbar (Offenbarung 7,9ff.), aber dennoch ist sie nicht unsichtbar und existiert – ausser in Zeiten der Verfolgung – nicht im Verborgenen. „Ihr seid das Licht für die Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben“, erklärte Jesus seinen Jüngern (Matthäus 5,14  GNB). Paulus verwendete gern das Bild vom menschlichen Leib mit Kopf und Gliedern (1 Korinther 12,12ff.; Epheser 4,11-16). Als „Leib Christi“ in der Welt ist die Gemeinde ein sichtbares Zeichen seiner beständigen Gegenwart und liebevollen Zuwendung zu den Menschen. Durch sie streckt er seine Hände zu ihnen aus, segnet und tröstet, ermahnt und ermutigt, hilft und heilt. Ohne sie fehlte der Verkündigung des Evangeliums die konkrete Bestätigung dafür, dass das Reich Gottes hier und jetzt, wenn auch nur bruchstückhaft, Wirklichkeit geworden ist.

Doch die Gemeinde ist nicht nur Gottes sichtbares Zeichen für die Welt, die er erreichen und retten will. Sie selber ist das Objekt seiner Liebe. Das Bild von der innig geliebten und wunderschön geschmückten Braut drückt dies jenseits aller erklärenden Worte aus. Wie ein liebender Bräutigam sorgt sich Christus um seine Gemeinde (Epheser 5,25ff.; Offenbarung 19,7; 21,2. 9). Er pflegt und schützt sie wie seinen Augapfel (5 Mose 32,10; Sacharja 2,12).

Die weltweite Gemeinde setzt sich zusammen aus allen, die wahrhaft an Christus glauben. Doch in der letzten Zeit, einer Zeit weit verbreiteten Abfalls, ist eine Schar der Übrigen herausgerufen, um an den Geboten Gottes festzuhalten und den Glauben an Jesus zu bewahren. Diese Übrigen weisen darauf hin, dass die Stunde des Gerichts gekommen ist. Sie predigen, dass es Erlösung allein durch Christus gibt, und verkündigen das Herannahen seiner Wiederkunft. Die drei Engel in Offenbarung 14 sind Sinnbild dieser Verkündigung. Sie geht einher mit dem Gerichtsgeschehen im Himmel und führt auf Erden zu einer Bewegung der Busse und Erneuerung. Jeder Gläubige ist aufgefordert, sich an diesem weltweiten Zeugnis persönlich zu beteiligen.
(Dan 7,9–14; Jes 1,9; Jes 11,11; Jer 23,3; Mi 2,12; 2 Kor 5,10; 1 Petr 1,16-19; 1 Petr 4,17; 2 Petr 3,10-14; Jud 3.14; Offb 12,17; Offb 14,6–12;
Offb 18,1-4| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 13

Wer sind „die Übrigen“?

Im letzten Buch der Bibel werden mehrere Grundthemen der Heiligen Schrift aufgegriffen und miteinander verwoben, z. B. das Heiligtum und die Anbetung, Babylon und Jerusalem, das Auftreten des Antichristen und die Wiederkunft Jesu. Auch das bekannte Leitthema vom Überrest, der dank der göttlichen Gnade dem Untergang entgeht (1. Mose, Amos), von den Treuen, die dem sittlich-geistlichen Verfall im Volk Gottes widerstehen (Königebücher) und vom heiligen Rest der letzten Zeit (Jesaja) findet sich hier wieder. In prophetischer Schau werden sie als „die Übrigen“ bezeichnet, die nach Gottes Geboten leben und sich zu Christus bekennen (Offenbarung 12,17; 14,12). Lässt sich Näheres darüber sagen, um wen es sich handelt?

Wie immer erklärt auch hier der Zusammenhang das Gesagte bzw. Gemeinte. Nachdem es dem Drachen (Satan) nicht gelungen war, den Sohn der Frau (den Messias-Christus, der aus Gottes Volk kam) zu vernichten (er wurde „entrückt zu Gott und seinem Thron“), richtete er seine Wut gegen ihre übrigen Nachkommen (wörtl.:  „die Übrigen ihres Samens“), also die anderen Kinder der Frau (Offenbarung 12,4.5. 17). Paulus bezeichnet das himmlische Jerusalem als „unsere Mutter“, die Gläubigen als deren Kinder (Galater 4, 26.28). Johannes hört ihre symbolische Zahl (12 x 12.000) und sieht eine unübersehbare Menschenmenge „aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“, die niemand zählen kann (Offenbarung 7,4-9). „Sie kommen aus Verfolgung, Leid und Bedrängnis“, erfährt er (7,14 Hfa). Doch sie sind versiegelt – sie gehören Gott und stehen unter seinem Schutz (Offenbarung 14,1ff.). Nur sie haben Zugang zur heiligen Stadt (Offenbarung 21,7.8.27). So paradox es auf den ersten Blick erscheinen mag: „Die Übrigen“ sind nicht ein kleiner Rest, sondern eine riesige Menge. Gott allein entscheidet über die (Nicht-)Zugehörigkeit zur „Gemeinde der Übrigen“.

Offenbarung 12 beschreibt diese Übrigen als jene, die vom Geschlecht der Frau sind, also alle Kennzeichen der neutestamentlichen christlichen Gemeinde in sich tragen (Verse 1+17). Sie sehen sich durch Christus erlöst und in einer persönlichen Beziehung zu ihm stehend. Durch ihr Zeugnis bekennen sie sich zu ihm und lieben ihn mehr als ihr eigenes Leben. (Verse 10+ 11). Sein Wort – und damit auch seine Gebote – nehmen sie ernst und richten sich daran aus (Vers 17; vgl. Offenbarung 1,2+3). Inmitten der Krise während des letzten Wegabschnittes der Weltgeschichte ist ihnen das prophetische Wort (wörtl. „das Zeugnis Jesu“, vgl. Offenbarung 19,10) Orientierung, Wegweisung und Trost (Vers 17).

In diesem Sinn sind jene Übrigen keine besseren Menschen. Ihre Bedeutung liegt im Auftrag der Verkündigung des „ewigen Evangeliums“ für ihre Zeit begründet (Offenbarung 14,6-12).

Die Gemeinde ist ein Leib mit vielen Gliedern, herausgerufen aus allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern. In Christus sind die Gläubigen eine neue Schöpfung. Rassische, kulturelle, bildungsmässige, nationale, soziale und gesellschaftliche Unterschiede sowie Unterschiede zwischen Mann und Frau dürfen unter uns nicht trennend wirken. In Christus sind alle gleich, durch einen Geist zur Gemeinschaft mit ihm und untereinander zusammengefügt. Wir sollen einander dienen, ohne Voreingenommenheit und Vorbehalt. Weil sich Jesus Christus in der Schrift offenbart hat, verbinden uns ein Glaube und eine Hoffnung – das bezeugen wir vor allen Menschen. Diese Einheit hat ihren Ursprung im Einssein des dreieinen Gottes, der uns als seine Kinder angenommen hat.
(Ps 133,1; Mt 28,19–20; Joh 17,20–23; Apg 17,26–27; Röm 12,4–5; 1 Kor 12,12–14; 2 Kor 5,16–17; Gal 3,27–29; Eph 2,13–16; Eph 4,3-6; Eph 4,11-16; Kol 3,10–15) | Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 14

„Die Mauer ist weg – wir sind ein Volk!“

Herbst 1989. Erst waren es Hunderte, dann Tausende, schliesslich Zehntausende, die in Leipzig, Dresden, Berlin und andern Städten der DDR demonstrierten. Den allgegenwärtigen Spitzeln der Stasi, der knüppelbewehrten Polizei und der alarmbereiten Volksarmee zum Trotz wagten sie sich auf die Strassen, furchtsam und hoffnungsvoll zugleich. Immer mutiger und selbstbewusster klangen die Sprechchöre, immer lauter skandierten sie ihre Parolen: „Die Mauer muss weg! Wir sind das Volk! Die Mauer muss weg!“ Wer es miterlebt hat, wird es nie vergessen. Wer es im Fernsehen verfolgte, mochte kaum glauben, was er sah. Doch es war kein Spuk. Innerhalb weniger Monate fiel die DDR wie ein Kartenhaus zusammen. Aufgrund einer unbedachten Äusserung – war es ein Versehen oder Fügung? – öffnete sich am Abend des 9. November die Berliner Mauer – erst einen Spalt breit, dann immer weiter, bis sie von den Menschenmassen „hinweggespült“ und bald darauf abgerissen wurde. Ein Volk lernte den aufrechten Gang: „Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk!“ Viele empfanden es wie die Befreiung Israels aus dem Exil, auch sie fühlten sich „wie die Träumenden“ (Psalm 126,1).

Die Mauer muss weg!

Es klingt wie ein verbaler Vorgriff auf die deutsche Geschichte, wenn Paulus in seinem Brief an die Gläubigen von Ephesus formuliert: „Christus ist es, der uns allen den Frieden gebracht und … zu einem einzigen Volk verbunden hat. Er hat die Mauer eingerissen, die die beiden trennte und zu Feinden machte … Er hat die getrennten Teile der Menschheit mit sich verbunden und daraus den einen neuen Menschen geschaffen.“ (Epheser 2,14f. GNB)

Paulus ahnte nichts von den Ereignissen des Jahres 1989, aber er kannte die menschliche Natur – „Feindschaft, Streit und Rivalität, Intrigen, Uneinigkeit und Spaltungen“ (Galater5,20 GNB) – und wusste darum, dass nur eine höhere Macht diese zerstörerischen Kräfte binden und durch aufbauende Werte – „Liebe, Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue“ (Galater 5,22 GNB) ersetzen kann. Diese radikale Wende ist durch Christus möglich geworden.
Nirgends wurde dies in der jungen Gemeinde deutlicher als bei der brisanten Frage nach dem Zusammenleben von Christen unterschiedlicher Herkunft. Wie konnten fromme Juden (die die Thora genau beachteten) mit Heiden (die nicht im Gesetz erzogen waren) zusammen eine Gemeinde bilden? Darauf gab der Apostel eine tiefgründige Antwort: Jesus hat die gesamte Menschheit mit in seinen Tod hineingenommen und mit Gott versöhnt (Römer 6,1ff.; 2 Korinther 5,14ff.; Epheser 2,1ff.). Er ist für alle Menschen gestorben und betrachtet deshalb alle, die an ihn glauben, als seine Brüder und Schwestern.

Paulus verwendet dafür gern das Bild vom Leib mit vielen Gliedern, die trotz ihrer Verschiedenheit mit dem Haupt verbunden sind. Wie Jesus nur einen Körper, eine Braut und einen Tempel hat, so kann es auch nur eine Gemeinde geben. „Ist Christus etwa zerteilt?“, fragte Paulus die zerstrittenen Christen in Korinth (1 Korinther 1,13). Wie gross die Differenzen unter Menschen auch sein mögen – in Christus sind sie überwunden und verlieren ihre trennende Kraft!

Wir sind ein Volk!

Siebenten-Tags-Adventisten gehören zu einer weltweiten Freikirche, die das Einssein der Gläubigen in Christus sichtbar machen möchte. Als internationale Glaubensgemeinschaft verkündigt sie das Evangelium Christi „allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern“, um Menschen aus der Gottesferne heraus- und in seine Gemeinde hineinzurufen. Adventisten gehören zu den wenigen christlichen Kirchen, die als weltweite Glaubensgemeinschaften erkennbar sind – nicht nur in ihrer Organisationsstruktur, sondern auch im gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens. Sie sind „darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ (Epheser 4,3-5).

Die innergöttliche und von Gott gewirkte Einheit überwindet alle menschlichen Grenzen des Geschlechts und Standes, der Rasse, Kultur und Nationalität, ja sogar der Konfession und Religion. Das Kreuz Christi ist die überwältigende Demonstration der Liebe Gottes, die zur Befreiung, Wiedervereinigung und Versöhnung der Menschheit mit Gott und untereinander geführt hat. In der Tat: Die Mauer ist weg –  wir sind (s)ein Volk!

Durch die Taufe bekennen wir unseren Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi und geben Zeugnis, dass wir für die Sünde tot sind und entschlossen, ein neues Leben zu führen. Damit erkennen wir Christus als Herrn und Erlöser an, werden seinem Volk hinzugefügt und als Glieder seiner Gemeinde angenommen. Die Taufe ist ein Sinnbild für unsere Gemeinschaft mit Christus, die Vergebung unserer Sünden und den Empfang des Heiligen Geistes. Sie wird durch Untertauchen vollzogen auf das Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und als Zeichen der Reue über die Sünde. Ihr geht Unterweisung in der Heiligen Schrift und Annahme ihrer Lehren voraus.
(Mt 28,19–20; Apg 2,38; Apg 16,30–33; Apg 22,16; Röm 6,1–6; Gal 3,27; Kol 2,12–13| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 15

Alles, was Recht ist

Johannes der Täufer betrachtete es als eine Zumutung, als Jesus zu ihm an den Jordan kam, um von ihm getauft – das heisst, im Wasser untergetaucht – zu werden, rief er doch die Menschen zur radikalen Umkehr in Vorbereitung auf den kommenden Messias auf.

Und nun stand dieser selbst vor ihm! „Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ (Matthäus 3,14 GNB) Doch Jesus liess sich nicht beirren: „Lass es so geschehen, denn wir müssen alles tun, was Gott will.“ (Matthäus 3,15 Hfa) In seinem Leben ging es Jesus stets darum, „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (EB) – so der Grundtext wörtlich –, anders gesagt: alles zu tun, was recht ist vor Gott.
Gegen dieses Argument war Johannes machtlos. Es liefert bis heute eine unschlagbare Begründung: Wenn Jesus seine Taufe als notwendig erachtete, wie viel mehr Grund haben dann wir, uns ebenfalls taufen zu lassen, um den Willen Gottes zu erfüllen!

Doch welcher Sinn steckt hinter dem Ritus der Wassertaufe? Handelt es sich dabei um ein Wundermittel, das jeden heilt, der damit in Berührung kommt? Offenbar nicht. „Zur Zeit des Propheten Elischa gab es viele Aussätzige in Israel; aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman“, erklärte Jesus (Lukas 4,27 GNB). Ein Tauchbad im Jordan besass ebenso wenig magische Kräfte wie die Berührung Jesu durch die Menschen, die ihn umdrängten. Was aber war es dann, was den Ausschlag gab, ob eine Heilung erfolgte oder nicht? Jesus war sich sicher: „Dein Glaube hat dir geholfen“, sagte er zu der Frau, die eine Quaste seines Gewandes berührt hatte (Lukas 8,43-48). Glaube macht also den Unterschied!

Nur der Glaube zählt

Das Wasser der Taufe besitzt keine geheimnisvolle Kraft, die uns von der Krankheit der Sünde heilt, sobald wir davon benetzt werden. Ebenso wenig ist der begleitend erklärende Satz: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ eine religiöse Zauberformel, die der Taufe kraft ihres Vollzugs (ex opere operato) eine bindende Wirkung verleiht.
Eine solche sakramentale Vorstellung kennt die Bibel nicht. Stattdessen erklärt sie: „Wer zum Glauben kommt und sich taufen lässt, wird gerettet. Wer nicht glaubt, den wird Gott verurteilen.“ (Markus 16,16 GNB)
Nicht die unterlassene Taufe führt somit ins Verderben, sondern das fehlende Vertrauen in die Heilstat Jesu.

Man begehrt die Taufe, man erleidet sie nicht. Man kommt selbst zur Taufe (Markus 1,5) und wird nicht zum Wasser hingetragen. In der Taufe antworten wir freiwillig und bewusst auf den Ruf Gottes (Jesaja 43,1-4), die Einladung Jesu (Matthäus 9,9) und das Werben des Heiligen Geistes (Offenbarung 22,17). Jede Art von Zwang – sei er körperlich, seelisch oder nur moralisch – widerspricht dem Charakter Gottes und dem Geist des Evangeliums. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Christianisierung ganzer Völker durch die Katholische Kirche und die europäischen Mächte oder das Ertränken der sogenannten „Wiedertäufer“ in der Reformationszeit. Es hat ebenso Geltung in den Freikirchen, in denen Kinder und Heranwachsende häufig wie selbstverständlich „eingemeindet“ werden.

„Was hindert mich …?“

Wenn es aber entscheidend auf den Glauben ankommt und nicht auf den blossen Ritus, dann gehört zur Taufe stets der persönliche Wunsch eines Menschen, der das Evangelium gehört und angenommen hat und sich die Frage stellt: „Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?“(Apostelgeschichte 8,36 GNB)
Einem solchen „Taufbegehren“, dem eine eigene Entscheidung für Jesus Christus und das Leben mit ihm zugrunde liegt, steht nichts im Weg. Dabei kommt der Taufunterweisung eine bedeutsame Rolle zu, bildet sie doch die Voraussetzung dafür, dass jemand die Botschaft vom Heil verstehen und annehmen kann (Apostelgeschichte 8,35).

Zur inneren Vorbereitung auf die Taufe gehört auch ein angemessenes Verständnis über den eigentlichen Sinn und Zweck dieser Handlung. Dreissig Mal äußert sich das Neue Testament zur Bedeutung der Taufe und bringt dabei zehn verschiedene Dimensionen des Taufritus zur Sprache. Diese finden in der frühchristlichen Praxis des Untertauchens ihre angemessene Ausdrucksweise. Spätere Formen – das Begiessen, Besprengen oder Benetzen mit Wasser –, wie sie in vielen Kirchen üblich sind, können den Bedeutungsreichtum der Taufe nur bedingt zum Ausdruck bringen.

Ich bin so frei!

Mit der Taufe öffnet sich die Tür zum Leben mit Gott! Wer das buchstäblich am eigenen Leib erlebt und wie Jesus den Zuspruch Gottes „Du bist mein Sohn, du bist meine Tochter …!“ in der Taufe erfahren hat, wird diesen Augenblick wohl nie mehr vergessen. Ein solches Tauffest ist so ergreifend wie die Geburt des eigenen Kindes, wie eine Begnadigung vor Gericht oder die Einbürgerung in ein neues Heimatland.

Johann Jakob Rambach (1693-1735) – Professor der Theologie in Halle und Giessen – kleidete seine tief empfundene Dankbarkeit und Freude über die Taufe in folgende Worte: „Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist. / Ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heisst. / Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.“

Beim Abendmahl haben wir Anteil an den Zeichen des Leibes und Blutes Jesu. Wir nehmen Brot und Wein zu uns und bringen so unser Vertrauen in Jesus Christus, unseren Herrn und Erlöser, zum Ausdruck. In diesem Erlebnis der Gemeinschaft ist Christus gegenwärtig, um unter seinem Volk zu sein und es zu stärken. Durch die Teilnahme am Abendmahl verkünden wir voll Freude den Tod des Herrn, bis er wiederkommt. Zur Vorbereitung gehören Selbstprüfung, Reue und Sündenbekenntnis. Der Herr gebot auch den Dienst der Fusswaschung. Die Fusswaschung ist ein Sinnbild erneuter Reinigung, ein Ausdruck der Bereitschaft, einander in Demut zu dienen, wie Christus es tat, und soll unsere Herzen in Liebe verbinden. Am Abendmahl können alle gläubigen Christen teilnehmen.
(Mt 26,17–30; Joh 6,48–63; Joh 13,1-17; 1 Kor 10,16–17; 1 Kor 11,23–30; Offb 3,20| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 16

„Das ist mein Leib – das ist mein Blut“

Wie die Fusswaschung weist auch das Abendmahl auf den Kreuzestod Jesu hin, der sich in dieser Zeichenhandlung quasi abbildet. Wie die Fusswaschung ist auch das Abendmahl oft missverstanden worden. So hat man das Wörtchen „ist“ im Sinne einer Identität gedeutet, als handle es sich bei Brot und Wein tatsächlich um das Fleisch und Blut Jesu. Diese Deutung verbietet sich schon allein deshalb, weil Jesus leibhaftig vor ihnen sass, als er das sagte.

Was er tatsächlich meinte, war dies: Wie dieses Brot gebrochen und dieser Wein ausgegossen ist, so wird mein Leib für euch gebrochen und mein Blut zur Vergebung eurer Sünden vergossen werden. So wenig wie das Wasser der Fusswaschung Sünden abwäscht, so wenig erhalten wir ewiges Leben durch Brot und Wein. Allein Jesu Tod am Kreuz bringt Menschen das Heil. Das Abendmahl weist darauf hin und verkündet „den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Korinther 11,26).

Das heisst nicht, dass Brot und Wein nur Zeichen sind, die auf Jesu Opfertod hinweisen. Denn sie verweisen nicht nur auf etwas, sie geben auch Anteil an dem, worauf sie hinweisen. Wie die Verkündigung des Evangeliums allen, die es im Glauben annehmen, Heil bringt, so erhält jeder, der die zeichenhafte Predigt des Abendmahls und der Fusswaschung mit den Augen des Glaubens hört und sieht, Vergebung der Sünden und ewiges Leben.

Nicht Brot und Wein enthalten kraft des priesterlichen Wortes die „sakramentale“ Gnade Gottes. Vielmehr ist es das „Wort vom Kreuz“, das – ob in Vollmacht gepredigt oder eindrucksvoll vor Augen geführt – alle rettet, die daran glauben (Römer 1,16; 1 Korinther 1,18). Fusswaschung und Abendmahl sind also nicht nur Symbolhandlungen mit hinweisendem Charakter, sondern im Glauben wirksame Zeichen der Liebe Gottes, anschaulich-bildhafte Predigten ohne Worte.

Was aber „predigt“ uns das Abendmahl von Christus? Die Antwort ist vielfältig und lässt sich nicht auf einen einzigen Aspekt reduzieren. Eine alte indische Fabel erzählt von einigen Blinden, die einen Elefanten betasteten. Jeder von ihnen entdeckte einen bestimmten Teil des Tieres: Ohren und Beine, Rüssel, Bauch und Schwanz. Doch keiner hatte das Tier als Ganzes gesehen. Wer das Abendmahl in seinem ganzen Bedeutungsreichtum verstehen will, wird ebenfalls mehrere Antworten finden. Insgesamt ergeben sie ein umfassendes Bild vom Mahl des Herrn.

„Das tut zu meinem Gedächtnis“

Offenbar besassen die ersten Christen ein ganzheitliches Verständnis vom „Abend-Mahl des Herrn“ (so wörtlich in 1 Korinther 11,20), das sie tatsächlich am Abend und im Rahmen einer Mahlzeit feierten. Erst in nachapostolischer Zeit wurde das sogenannte Liebesmahl von der Eucharistiefeier getrennt. Aus dem fröhlichen Agape-Mahl der Gemeinde wurde eine Kultfeier, die sich durch heilige Gegenstände (geweihtes Brot, kostbare Geräte, liturgische Gewänder), formelhafte Sätze und rituelle Handlungen vom Alltäglichen abhob. Nun galten nicht mehr die Mahlzeiten als Vorbild, die Jesus nach seiner Auferstehung mit den Jüngern gefeiert hatte (Markus 16,14; Lukas 24,28-43; Johannes 21,9-14; Apostelgeschichte 1,4; 10,40.41), sondern die rätselhaften Mysterienkulte der heidnischen Umwelt. Das Mahl wurde zur Messe und der Tisch zum Opferaltar. Karfreitagsernst statt Auferstehungsjubel bestimmt bis heute vielfach die Atmosphäre beim Abendmahl.

Doch hatte Jesus das wirklich gemeint, als er seinen Jüngern gebot: „Das tut zumeinem Gedächtnis“ (1 Korinther 11,24)? Eine ähnliche Aufforderung – die eine Verheissung einschloss – verband er auch mit der Fusswaschung: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe … Freuen dürft ihr euch, wenn ihr auch danach handelt!“ (Johannes 13,15.17 GNB) Dem Vorbild von Jesus zu folgen heisst darum, Abendmahl und Fusswaschung in ihrem biblischen Sinngehalt wiederzuentdecken und entsprechend zu feiern.

Dabei steht die Beziehung der feiernden Gemeinde zu Jesus Christus im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Jesu dreifache Rolle als Tischherr, Gast und Gabe machen das „Mahl des Herrn“ zu einem einzigartigen Erlebnis. Christus selbst ist unter uns, wenn wir das Mahl mit ihm feiern! Seine Gegenwart durch den Heiligen Geist machen Wort verkündigung und Symbolhandlung zu Zeichen der Nähe und Zuwendung Gottes.

Wer anderen im Geist Jesu die Füsse wäscht, wird für sie zum dienenden Christus; wem so die Füsse gewaschen werden, der kann das Gesicht seines Erlösers im Wasser erkennen. Die aktuelle Gegenwart des Auferstandenen und Wiederkommenden – das ist das eigentlich Besondere, Grossartige und Überwältigende am „Mahl des Herrn“.

„Kommt, denn es ist alles bereit!“

Diese Einladung zum Tisch des Herrn gilt nach adventistischem Verständnis auch anderen gläubigen Christen, die nicht zur Adventgemeinde gehören. Nicht einmal die Taufe durch Untertauchen oder die Anerkennung aller biblischen Lehren sind unabdingbare Voraussetzungen zur Teilnahme am Abendmahl, sondern allein der Wunsch, das in Christus dargebotene Heil dankbar anzunehmen und das Mahl der Gemeinschaft mit ihm und der Gemeinde in Vorfreude auf sein Kommen zu feiern.

Wer den Bund mit Jesus noch nicht geschlossen hat, findet hier den überzeugendsten Grund dafür. Wir sind eingeladen! Was könnte uns also daran hindern, am Abendmahl teilzunehmen?

Gott rüstet die Glieder seiner Gemeinde zu allen Zeiten mit geistlichen Gaben aus. Jedes Glied soll die ihm verliehenen Gaben in liebevollem Dienst zum Nutzen der Gemeinde und der Mitmenschen einsetzen. Diese Gaben, die der Geist nach seinem Ermessen zuteilt, befähigen die Gläubigen zu allen Diensten, die die Gemeinde zur Erfüllung der ihr von Gott gestellten Aufgaben braucht. Gemäss der Schrift gehören dazu: Glaube, Heilung, Weissagung, Verkündigung, Lehre, Verwaltung, Versöhnung, Barmherzigkeit, selbstloser Dienst und Nächstenliebe, damit anderen geholfen wird und sie ermutigt werden. Einige Glieder werden von Gott berufen, vom Heiligen Geist ausgerüstet und von der Gemeinde anerkannt für den Dienst als Pastoren, Evangelisten oder Lehrer. Sie werden besonders gebraucht, um die Glieder der Gemeinde für den Dienst auszubilden, die Gemeinde zur geistlichen Reife zu führen sowie die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis Gottes zu fördern. Wenn die Gemeindeglieder diese geistlichen Gaben als treue Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes einsetzen, bleibt die Gemeinde vor dem zerstörenden Einfluss falscher Lehre bewahrt, wird in der von Gott vorgesehenen Weise wachsen und in Glaube und Liebe gefestigt.
(Apg 6,1–7; Röm 12,4–8; 1 Kor 12,7–11.27–28; Eph 4,8.11-16; 1 Tim 3,1–13; 1 Petr 4,10–11
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 17

Gott gibt Gaben – reichlich und gern

Dass der Glaube an Jesus Christus uns nicht zu armen, bedauernswerten Geschöpfen macht, sondern zu reich gesegneten Kindern Gottes, ist biblische Botschaft und erfahrbare Wirklichkeit zugleich. „Wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?“, fragte Paulus voller Zuversicht (Römer 8,32 NL). Die Antwort darauf hatte er selbst bereits gegeben. „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod. Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ (Römer 6,23 GNB) Das Wort, das Paulus hier verwandte, ist charisma, Gnadengabe. Es steht in der Einzahl und zeigt, dass alles, was uns Gott anlässlich seines Sieges auf Golgatha schenkt, in einem einzigen, umfassenden Geschenk enthalten ist: in Christus selbst (vgl.Römer 5,15-17).

Die eine Gabe und die vielen Gaben

Von dieser einzigartigen Gnadengabe Jesus Christus (charisma) lassen sich alle andern Gaben Gottes (charismata) ableiten. Sie sind konkrete Ausformungen der göttlichen Gnade (charis) und zeigen sich auf vielfältige Weise im Leben der Gläubigen und der Gemeinde (1 Petrus 4,10).

Während die Nachfolger Jesu alle an dem Charisma des neuen Lebens in Christus Anteil haben, nehmen die Wirkungen dieses göttlichen Geschenks bei einzelnen Menschen ganz unterschiedliche Gestalt an. Sie zeigen sich in grosser Vielfalt, die aber ihrerseits stets Ausdruck des einen Gebers und der einen Gabe ist. „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.“ (1 Korinther 12,4-6 EÜ)

Die Gabe des Heiligen Geistes

Wer den Ruf in die Nachfolge Jesu hört und befolgt, wird von Gott zum Dienst befähigt und erhält die Gabe(n), die er oder sie dazu benötigt. Das zeigte sich auch bei der Taufe von Jesus, die sowohl Bestätigung als auch Beauftragung durch seinen Vater war. Als Jesus aus dem Wasser stieg, kam der Heilige Geist sichtbar auf ihn herab (Matthäus 3,13-17; Johannes 1,32f.). So werden alle, die sich in der Taufe zu ihm bekennen, mit „Kraft aus der Höhe“ ausgerüstet (Lukas 24,49) und dazu befähigt, vollmächtige und mutige Zeugen für Jesus zu sein (Apostelgeschichte 1,4-8).

Der Empfang der „Gabe des Heiligen Geistes“ bleibt also nicht unerkannt. An Pfingsten äusserte er sich in geradezu dramatischer Weise darin, dass in einer Versammlung von 120 Gläubigen plötzlich alle anfingen, von den „grossen (Heils-)Taten Gottes“ zu reden (Apostelgeschichte 1,15; 2,4.11). Es waren keine üblichen Predigten (noch waren ja keine „Gäste“ zugegen), sondern dankerfüllte Zeugnisse ihres Glaubens an Christus, geisterfüllte Anbetung und gemeinsamer Lobpreis.

Das gleiche geschah einige Zeit später, als der römische Hauptmann Kornelius mitten in einer Predigt plötzlich begann, Gott laut zu loben und zu preisen (Apostelgeschichte 10,44-47). Als man den begeisterten Zeugen Jesu den Mund verbieten wollte und sie sogar mit Gefängnisstrafen bedrohte, entgegneten sie: „Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apostelgeschichte 4,20)

Einheit in Vielfalt

So vielfältig die geistlichen Gaben auch sind – sie dienen jeweils auf ihre Weise der Einheit der Gemeinde. Gerade die Unterschiedlichkeit der Glieder trägt dazu bei, dass der ganze Leib Christi versorgt und aufgebaut wird. Wie im menschlichen Organismus jedes Organ seine unverwechselbare Funktion besitzt, so hat auch in der Gemeinde jeder seine Aufgabe. Wenn alle ihre Rolle ausfüllen und sich gegen-seitig ergänzen und unterstützen, kann die Gemeinde in gesunder, ausgewogener Weise wachsen und ganzheitlich reifen. Dann bleibt sie auch vor den zerstörenden Einflüssen falscher Apostel, selbsternannter Propheten und Irrlehrer bewahrt, die die Gemeinde bedrohen. Dabei obliegt dem Haupt – Jesus Christus – die entscheidende Schutz- und Führungsfunktion.

Es ist der Herr selbst, der seinen Körper in der Liebe zusammenhält und in der Einheit des Glaubens festigt (Epheser 4,12-16). Auch für die Gemeinde gilt, was wir als Einzelne erleben dürfen: Reich beschenkt sind wir in dir, o Gott!

Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift ist die Weissagung eine der Gaben des Heiligen Geistes. Diese Gabe ist ein Kennzeichen der Gemeinde der Übrigen und hat sich, wie wir glauben, im Dienst von Ellen G. White erwiesen.  Ihre Schriften sprechen mit prophetischer Autorität und geben der Gemeinde Trost, Führung, Unterweisung und Zurechtweisung.  Sie heben auch deutlich hervor, dass die Bibel der Massstab ist, an dem alle Lehre und Erfahrung geprüft werden muss.
(4 Mo 12,6; 2 Chr 20,20; Am 3,7; Joel 3,1-2; Apg 2,14–21; 2 Tim 3,16–17; Hebr 1,1–3; Offb 12,17; Offb 19,10
; Offb 22,8-9| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 18

Prophetische Botschaften für Zeitgenossen

Was Propheten im Namen Gottes verkündeten, war in erster Linie für ihre Zeitgenossen bestimmt. Deshalb haben auch längst nicht alle ihre Botschaften den Weg in den Kanon der Heiligen Schriften gefunden. In biblischen Zeiten gab es Männer und Frauen, die prophetisch redeten, deren Worte und Schriften uns aber nicht erhalten geblieben sind, darunter Nathan und Gad (1 Chronik 29,29), Ahija und Jedo (2 Chronik 9,29), Schemaja und Iddo (2 Chronik 12,15) sowie die vier Töchter des Philippus in neutestamentlicher Zeit (Apostelgeschichte 21,9).
Andererseits finden sich allein im Alten Testament vier grosse und zwölf kleine Prophetenschriften (von Jesaja bis Maleachi). Im Neuen Testament ragt ein prophetisches Buch – die Offenbarung – heraus.

In den frühchristlichen Gemeinden waren Propheten – wahre ebenso wie falsche – keine Seltenheit, sondern etwas Alltägliches (Matthäus 7,15; Apostelgeschichte 11,27.28; 13,1.6; 1 Korinther 11,4.5; 1 Johannes 4,1; Offenbarung 22, 6.9). Sie spielten eine wichtige Rolle (Lukas 11,49; Apostelgeschichte 15,32; 1 Korinther 14) und werden in den paulinischen Gabenlisten gleich nach den Aposteln – einmal sogar als Erste – genannt (Römer 12, 6; 1 Korinther 12, 28; Epheser 4, 11). Nach Paulus ist die Gemeinde „erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten“ – gemeint sind hier offenbar damals lebende Propheten (Epheser 2,20; 3,5). Mit ihrem Auftreten kann die Gemeinde Jesu bis ans Ende der Zeit – ja, besonders am Ende der Zeit rechnen (Joel 3,1-4; Matthäus 23,34; 24,11.24; 1 Korinther 13,8-10; 2 Petrus 2,1-3). Ausdrücklich werden die Gläubigen deshalb ermahnt, prophetisches Reden nicht zu verachten (1 Thessalonicher 5,20).

Im 19. Jahrhundert entstanden in zeitlicher und geographischer Nähe zwei neue Kirchen, deren Mitbegründer als Propheten galten (Mormonen: Joseph Smith; Siebenten-Tags-Adventisten: Ellen White). Im 20. Jahrhundert erlebten die spektakulären Charismen (Zungenrede, Prophetie, Heilungen usw.) eine Renaissance, die bis heute unvermindert anhält und weite Teile der Christenheit erfasst hat. Um solche religiösen Bewegungen und Phänomene zu beurteilen, gibt Paulus den wichtigen Rat: „Den Geist dämpft [unterdrückt] nicht. Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt.“ (1 Thessalonicher 5,19-22)

Ellen G. White – eine neuzeitliche Prophetin

Im Herbst des Jahres 1844 erlebten die Adventisten, die mit William Miller fest an Jesu Wiederkunft geglaubt hatten, eine bittere Enttäuschung. Die Adventbewegung zerbrach. An ihrer Stelle entstanden mehrere kleinere und kleinste Gruppierungen; eine extreme Richtung vertrat unbiblische Anschauungen und Praktiken. In diesen Kreisen verkehrten anfangs auch die späteren Gründer der Siebenten-Tags-Adventisten. Innerhalb kurzer Zeit jedoch wandten sie sich von solchen extremen Auffassungen ab, erklärten die Bibel zur alleinigen Grundlage ihres Glaubens und Lebens und gründeten eine missionarische Bewegung, die inzwischen zu einer weltweit verbreiteten und geachteten christlichen Freikirche geworden ist.

Adventisten verdanken dem Wirken Ellen Whites ausserordentlich viel – nicht zuletzt ihre eigene Existenz. Die Betonung des persönlichen Glaubens an Christus, das Bekenntnis zur Bibel als dem verbindlichen Massstab christlichen Glaubens und Lebens, das Festhalten an der Hoffnung auf die baldige Wiederkunft Jesu, das daraus resultierende missionarische und sozial-karitative Engagement mit Tausenden von Bildungs-, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen – das alles hätte es ohne ihr unermüdliches Wirken so nicht (oder überhaupt nicht) gegeben.

Kein Wunder, dass Siebenten-Tags-Adventisten glauben, dass sich die Gabe der Prophetie im Leben von Ellen White eindrucksvoll und nachhaltig gezeigt hat. Schliesslich hält die positive Wirkung ihres prophetischen Dienstes bis heute an.

Das grössere und das kleinere Licht

Doch wie verträgt sich die Aussage, Ellen Whites Schriften seien „eine fortwirkende, bevollmächtigte Stimme der Wahrheit“ mit dem protestantischen Grundsatz, dass allein die Bibel der Massstab für Glauben und Leben eines Christen ist? Können sich Adventisten auf das „sola scriptura“- Prinzip berufen, wenn sie zugleich Ellen White als prophetische Autorität anerkennen?
Anders gefragt, vertreten sie wirklich eine evangelische und freikirchliche Position – oder besitzt das adventistische Bekenntnis „sektenhafte“ Züge?

Adventisten geben darauf eine klare Antwort – ganz im Sinne von Ellen White selbst. Sie „anerkennen allein die Bibel als Richtschnur ihres Glaubens“. Die Bibel ist „der Massstab für den Charakter und der Prüfstein aller Erfahrungen. Sie ist die massgebende Offenbarungsquelle aller Lehre“ (Präambel und Art. 1 der Glaubensüberzeugungen).

Wie aber sah Ellen White selbst ihre Aufgabe und Rolle gegenüber der Heiligen Schrift? Unter Hinweis auf die Schöpfungsgeschichte verglich sie die Bibel mit der Sonne, dem „grösseren Licht“, sich selbst dagegen mit dem Mond, dem „kleineren Licht“ (1 Mose 1,16). Wie der Mond kein eigenes Licht ausstrahlt, sondern nur das Sonnenlicht widerspiegelt, so verkündet auch sie keine neuen Lehren und bringt keine zusätzlichen Wahrheiten hervor. Vielmehr weist sie die Menschen auf das verbindliche Wort Gottes hin, dem alle echte prophetische Rede dient.

Die grundlegenden Prinzipien des Gesetzes Gottes sind in den Zehn Geboten zusammengefasst und im Leben Jesu Christi beispielhaft dargestellt. In den Geboten kommen Gottes Liebe, sein Wille und seine Absichten für das Leben der Menschen zum Ausdruck – für ihr Verhalten und für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Zehn Gebote sind bindend für die Menschen aller Zeiten, Grundlage für Gottes Bund mit seinem Volk und Massstab in Gottes Gericht. Durch das Wirken des Heiligen Geistes decken sie Sünde auf und wecken das Verlangen nach einem Erlöser. Die Erlösung geschieht allein aus Gnade, nicht durch Werke; ihre Frucht ist Gehorsam gegenüber den Geboten. Dieser Gehorsam trägt dazu bei, einen christlichen Charakter zu entfalten und führt zu innerem Frieden. Er bekundet unsere Liebe zum Herrn und unsere Verantwortung für die Mitmenschen. Im Gehorsam des Glaubens erweist sich Christi Macht, das Leben eines Menschen zu ändern, und bekräftigt so das christliche Zeugnis.
(2 Mo 20,1–17; 5 Mo 28,1–14; Ps 19,8–15; Ps 40,8-9; Mt 5,17–20; Mt 22,36–40; Joh 14,15; Joh 15,7–10; Röm 8,3–4; Eph 2,8–10; Hebr 8,8–10; 1 Joh 2,3; 1 Joh 5,3; Offb 12,17; Offb 14,12
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 19

Was gilt heute noch?

Wer sagt uns Menschen eigentlich, was wahr oder falsch, richtig oder verkehrt, gut oder böse ist? In einer Zeit schleichenden Werteverfalls, moralischer Verunsicherung und postmoderner Beliebigkeit scheint es keine verbindlichen Massstäbe und unumstösslichen Ordnungen mehr zu geben. Viele Menschen machen ihr Verhalten von eigennützigen Interessen – „Erlaubt ist, was gefällt“ – oder dem ungeschriebenen Gesetz der öffentlichen Meinung – der „politischen Korrektheit“ – abhängig.

Was heute gilt, wird morgen schon in Frage gestellt. Doch keine Gesellschaft kann ohne Werte und Normen auskommen. In der Bibel heißt es: „Ihr sagt: ,Mir ist alles erlaubt!‘ Mag sein, aber nicht alles ist gut für euch.“ (1 Korinther 6,12 GNB)

Das Gesetz der Freiheit

Was wir deshalb brauchen, sind verbindliche Normen, die diese unveränderlichen Werte und Grundprinzipien schützen und mit konkretem Inhalt füllen. So regelt beispielsweise die Strassenverkehrsordnung für alle Verkehrsteilnehmer, was gegenseitige Rücksichtnahme konkret bedeutet. Sie schränkt damit zwar unsere individuelle Freiheit ein, schützt aber zugleich unser Leben – ausser wenn uns ein Falschfahrer entgegenkommt.

In ähnlicher Weise hat Gott uns Menschen eine verbindliche Grundordnung gegeben, die uns nicht einengen, sondern unsere Freiheit bewahren, Leib und Leben schützen soll – die Zehn Gebote, das Grundgesetz der Menschheit. Fernsehpfarrer Jürgen Fliege schreibt darüber: „Es sind die wohl wichtigsten und schwersten Sätze der Menschheitsgeschichte. Sie sind für jeden einzelnen Menschen formuliert. Sie sind nicht auszulöschen. Von niemandem. Als ob das ewige Feuer selbst sie in die Steine der Berge am Sinai gebrannt hätte. Sie sind von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es gibt keinen anderen Weg zu einem gelungenen Leben.“ („Die Ordnung des Lebens: Die Zehn Gebote“, 2005, S. 13)

Ein unübertroffenes Vorbild

Wie ein Leben nach Gottes Willen aussieht, wird nirgendwo deutlicher als bei Jesus. Wie David konnte er sagen: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ (Psalm 40,9; vgl. Hebräer 10,7-9) Sein Leben war die Verkörperung der wahren Intention aller Gesetze, die Gott gegeben hatte. Es war der sichtbare Ausdruck der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Kein Mensch hat jemals Gott inniger und seine Freunde wie Feinde konsequenter geliebt als er.
Man kann ihn deshalb als das personifizierte Gesetz Gottes bezeichnen, dessen einzigartiges Beispiel uns zur Nachahmung einlädt (Philipper 2,1ff.; 1 Petrus 2,21ff.). „Das  Kriterium christlicher Ethik ist also die Nachfolge Christi.“ (Hans Küng)

Für Christen ist es deshalb von grosser Bedeutung, dass Jesus den Dekalog nicht aufgehoben, sondern bestätigt und vertieft hat. In der Bergpredigt radikalisierte er die Zehn Gebote, indem er nicht erst die Taten, sondern bereits die Gedanken einer moralischen Bewertung unterzog und das Gebot der Nächstenliebe auf die Feinde ausdehnte (Matthäus 5-7).
Die sog. „goldene Regel“ bringt dieses Prinzip einzigartig auf den Punkt: „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt.“ (Matthäus 7,12 GNB)

Damit entlässt uns Gott nicht aus der Verantwortung für das, was wir in einer konkreten Situation tun oder lassen. Als mündige Christen sollen wir stets nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden und handeln. Auf diese Weise nehmen wir sowohl unsere Freiheit als auch unsere Verantwortung ernst. Unveränderliche Werte und Prinzipien sowie Gottes Gebote und Ordnungen – vornehmlich der Dekalog und die Bergpredigt – helfen uns da bei.

Es kommt diesbezüglich nicht so sehr darauf an, was die Gesellschaft denken mag. Was zählt, ist nicht die Meinung anderer Menschen, sondern der erklärte Wille Gottes – also das, was er selbst für uns tun und was er von uns haben will. Die Bindung an sein Gesetz befreit uns von menschlichen Zwängen und der Abhängigkeit von dem, was selbst die Mehrheit oder die Meinungsmacher für richtig oder opportun halten mögen. Wer sich an den göttlichen Massstab hält, liegt immer richtig – auch wenn er zuweilen gegen den Strom schwimmt.

Nach sechs Schöpfungstagen ruhte Gott, auf unser Wohl bedacht, am siebten Tag und setzte den Sabbat für alle Menschen zum Gedenken an die Schöpfung ein. Das vierte Gebot in Gottes unwandelbarem Gesetz gebietet die Heiligung des siebten Tages der Woche als Tag der Ruhe, der Anbetung und des Dienens, so wie es uns Jesus Christus, der Herr des Sabbats, gelehrt und vorgelebt hat. Der Sabbat ist ein Tag froher Gemeinschaft – mit Gott und untereinander. Er ist ein Sinnbild unserer Erlösung durch Christus, ein Zeichen unserer Heiligung, ein Ausdruck unserer Treue und ein Vorgeschmack ewigen Lebens im Reich Gottes. Der Sabbat ist Gottes bleibendes Zeichen seines ewigen Bundes mit seinem Volk. Wer diese heilige Zeit freudig beachtet, von Abend zu Abend, von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang, feiert Gottes schöpferisches und erlösendes Handeln.
(1 Mo 2,1–3; 2 Mo 20,8–11; 2 Mo 31,13–17; 3 Mo 23,32; 5 Mo 5,12–15; Jes 56,5–6; Jes 58,13–14; Hes 20,12.20; Mt 12,1–12; Mk 1,32; Lk 4,16; Hebr 4,1–11.) 
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 20

Sabbat – „um des Menschen willen“ – Ein ganz besonderes Geschenk

Der Sabbat ist kein Lohn für die getane Arbeit, auch nicht die verdiente Ruhepause für geschundene Sklaven. Der Sabbat kommt regelmässig zu allen Menschen, ganz gleich, ob sie etwas geleistet haben oder nicht: Arbeitnehmer und Arbeitslose, Rentner, Kinder, Kranke. „Der Sabbat ist für den Menschen da“ – für jeden.

Wir brauchen ihn also nicht nur zur Erholung von Mühe und Arbeit, so wichtig und notwendig das auch ist. Gott selbst war ja nicht erschöpft, als er den siebten Tag zum Ruhetag machte, segnete und heiligte und so für immer von den anderen Wochentagen unterschied (1 Mose 2,2-3). Gott brauchte den Sabbat nicht – er wollte ihn. Aber wofür?

Gott will mit uns Menschen zusammen sein, möchte tiefe Gemeinschaft pflegen mit dem einzigen seiner irdischen Geschöpfe, das eine persönliche Beziehung zu ihm eingehen kann. Schliesslich hat uns Gott zu seinem „Bild“ geschaffen (1 Mose 1,26f.). Deshalb sind wir alle eingeladen, ja aufgefordert, Gott „von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit ganzem Verstand“ zu lieben.

Dies ist das höchste und grösste Gebot, das Allerwichtigste also, das der Mensch überhaupt tun kann (Matthäus 22,37). Für Gott und mit ihm zu leben und wie er für andere da zu sein, ist der wahre Sinn des Lebens, unsere eigentliche Bestimmung. Leben heisst lieben. Liebe aber lebt von Kommunikation, Begegnung und Gespräch. Das braucht Zeit – Zeit zum Hören und Reden, Entspannen und Nachdenken. Darum geht es am Sabbat!

Freiheit für alle

Wer seine Arbeit loslässt, wird frei, um zu sich selbst zu finden, Beziehungen zu pflegen, das Leben zu geniessen, Gott zu erleben. Dieses Angebot gilt nicht nur einigen Privilegierten, die über sich (und andere) verfügen können, sondern allen Geschöpfen. Der Dekalog regelt ausdrücklich, dass auch die Abhängigen – Kinder, Sklaven, Ausländer und sogar Tiere – die Sabbatruhe geniessen dürfen (2 Mose 20,10).
Somit werden alle Standesunterschiede für einen Tag aufgehoben – eine enorme Herausforderung für die altisraelitische (wie für jede) Gesellschaft. Salopp formuliert heisst Sabbat also „leben und leben lassen“; nicht im Sinne gleichgültiger Toleranz, sondern als konsequentes Eintreten für die unveräusserlichen, weil gottgegebenen Rechte anderer. Wer den biblischen Sabbat feiert, geniesst deshalb nicht nur die eigene Ruhe, sondern lässt auch andere nicht wie selbstverständlich am Sabbat für sich arbeiten.

Dass der Sabbat nicht nur der individuellen Frömmigkeit und der eigenen Lebensfreude dient, sondern darüber hinaus eine gesellschaftliche – soziale wie ökologische – Dimension besitzt, wird (ausser im Sabbatgebot des Dekalogs) am jüdischen Sabbat- bzw. Erlassjahr deutlich. Alle sieben Jahre nämlich sollten auch die Äcker Sabbat feiern dürfen (Aussaat und Ernte sollten deshalb unterbleiben) und die Tagelöhner in die Freiheit entlassen werden. Nach sieben mal sieben Jahren (also im 50. Jahr) sollte verpfändeter Grundbesitz an die Eigentümer zurückgegeben werden. Dieses Gesetz diente der Überwindung wirtschaftlicher und sozialer Abhängigkeit und damit der Wiederherstellung der Gleichheit unter allen Volksangehörigen (3 Mose 25). Der Sabbat sollte so das Grundrecht auf Freiheit und Eigentum schützen – eine in der Geschichte der Menschheit bislang unerreichte Idealform sozialer Gerechtigkeit!

Zeichen der Nähe Gottes

Doch nicht nur die sozialethischen Implikationen des biblischen Sabbatgebots warten – offenbar vergeblich – auf ihre Verwirklichung. Auch seine individuelle und religiöse Seite hinkt häufig hinter dem angestrebten Ideal her. Schliesslich erschöpft sich das Halten des Sabbats ja nicht in äußerer Arbeitsruhe, gewohnheitsmässigem Gottesdienstbesuch und dem Verzicht auf sog. weltliche Vergnügungen. „Sabbatheiligung, die über das buchstäbliche Beachten des vierten Gebotes hinausgeht, verlangt auch geheiligte Menschen. Durch den Glauben an Christus sind sie zu Teilhabern seiner Gerechtigkeit geworden.“ (Ellen G. White, „Jesus von Nazareth“, S. 205) Auch wer alle Gebote Gottes hält, aber Jesus nicht persönlich nachfolgt und Gottes unverdiente Gnade annimmt, irrt am wahren Leben vorbei (Matthäus 19,16ff.).

Von Anfang an haben Siebenten-Tags-Adventisten betont – und manchmal vergessen! – was James White 1850 schrieb: „Wir glauben nicht, dass im Sabbat das Heil liegt, genauso wenig wie wir glauben, dass es in den anderen neun Geboten zu finden ist. Erlösung kommt durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ Man wird diesem überaus wichtigen Satz das Wort „allein“ hinzufügen dürfen, so wie Martin Luther dies in Römer 3,28 tat. Damit wird deutlich: Nicht wir halten den Sabbat, sondern der Sabbat hält uns! Als ein Geschenk des liebenden Gottes ist er ein sichtbares Zeichen seiner gnädigen Zuwendung zu uns Menschen, wie dies auch in den adventistischen Glaubensüberzeugungen zum Ausdruck kommt.

Damit gerät die gesamte Heilsgeschichte – die Geschichte des Kommens Gottes zu uns Menschen – in das Blickfeld des Sabbats. Eingesetzt bei der Schöpfung als „ein Tag froher Gemeinschaft mit Gott und untereinander“ (vgl. 1 Mose 3,8f.), dient er „zum Gedenken an die Schöpfung“ (2 Mose 20,8-11), als „ein Sinnbild unserer Erlösung durch Christus“ aus der Sklaverei der Sünde (vgl. 5 Mose 5,12-15) und als „ein Vorgeschmack des ewigen Lebens im Reiche Gottes“. „Jede Sabbatfeier ist ein messianisches Intermezzo in der Zeit, und wenn der Messias kommt, bringt er den endgültigen messianischen Sabbat für alle Geschöpfe Gottes. Darum sind die Adventisten die christliche Gemeinschaft, die kraft ihrer Hoffnung den Sabbat hält.“(Jürgen Moltmann, „Das Kommen Gottes“, S. 158)

Wir sind Haushalter Gottes. Er hat uns Zeit und Möglichkeiten, Fähigkeiten und Besitz, den Ertrag der Erde und ihre Güter anvertraut. Für einen vernünftigen Umgang damit sind wir Gott verantwortlich. Wir erkennen Gott als Eigentümer an, wenn wir ihm und den Mitmenschen treu dienen, ihm den Zehnten und Gaben darbringen, um die Verkündigung seines Evangeliums und das Wachstum seiner Gemeinde zu fördern. Mit der Haushalterschaft gibt uns Gott eine Möglichkeit, in der Liebe zu wachsen und Selbstsucht und Habgier zu überwinden. Haushalter freuen sich über den Segen, den andere durch ihre Treue empfangen.
(1 Mo 1,26–28; 1 Mo 2,15; 1 Chr 29,14; Hag 1,3–11; Mal 3,8–12; Mt 23,23; Röm 15,26–27; 1 Kor 9,9–14; 2 Kor 8,1–15; 2 Kor 9,7
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 21

Christliche Haushalterschaft

Das neutestamentliche Verständnis der „Jüngerschaft“ baut auf der alttestamentlichen Sicht von der „Haushalterschaft“ des Menschen auf und führt diese gedanklich weiter. Zur Fürsorge für das irdische Wohl der Geschöpfe Gottes tritt die Sorge um das ewige Heil hinzu. Die Schöpfung leidet ja nicht nur an einem Mangel an Nahrung, Gesundheit und Gerechtigkeit, sondern darüber hinaus an der Vergänglichkeit und scheinbaren Sinnlosigkeit des Daseins (Römer 8,18-25).

Als Nachfolger von Jesus sind sich Christen ihrer Verantwortung für die Welt bewusst. Deshalb kümmern sie sich um das leibliche wie um das geistliche Wohl ihrer Mitmenschen, schenken den Anliegen und Bedürfnissen des Augenblicks gebührende Aufmerksamkeit, ohne dabei den Blick für die von Gott verheissene Zukunft aus den Augen zu verlieren. Gottes ehemals vollkommene Schöpfung wird eine dramatische Neuschöpfung erleben. Nach dem Paradies ist vor dem Paradies.

In Anerkennung von Gottes Eigentumsrecht, im Wissen um ihre Verantwortung als seine irdischen Verwalter und im Bewusstsein der Vorläufigkeit ihres Tuns leben Christen als freie und mündige Haushalter, die ihren Besitz nutzen und geniessen, Gottes Eigentum vermehren und ihren Reichtum mit anderen teilen.

Reichtum mit anderen teilen

Als Verwalter von Gottes Eigentum sind wir aufgerufen, unseren Reichtum mit anderen zu teilen. Bei dieser Aussage mag sich mancher vielleicht gar nicht richtig angesprochen fühlen, denn wer keinen Besitz aufzuweisen hat, kann ja auch schwerlich anderen davon abgeben.

Bei näherem Hinsehen wird uns allerdings bewusst, wie privilegiert wir auch dann sind, wenn uns keine materiellen Güter zur Verfügung stehen. „Ich habe so viel empfangen; ich habe keine Zeit, darüber zu grübeln, was mir versagt geblieben ist“, sagte die taubstumme Helen Keller einmal. Verglichen mit ihr sind die meisten von uns ohne Frage reich! Sollte es uns da wirklich schwerfallen, dankbarzu sein und mit anderen zu teilen, was wir besitzen? Gerade in den ärmeren Ländern der Welt erlebt man häufig eine Gastfreundschaft und Freigebigkeit, die uns reiche Westeuropäer beschämt. Offenbar hat diese Einstellung nichts mit materiellem Wohlstand zu tun – oder vielleicht doch, aber im umgekehrten Sinn? Nicht die Grösse einer Spende entscheidet über den Wert eines Opfers, sondern die Weite des Herzens, das sich anderen helfend zuwendet.

Wer sich von Gott reich beschenkt weiyy, entwickelt eine Haltung des unbedingten Vertrauens und der unerschütterlichen Treue zu Jesus, die selbst unter schwierigen Umständen – beispielsweise in Zeiten wirtschaftlicher Not – den biblischen Grundsätzen treu bleibt. Schlieyylich „fordert man nicht mehr [und nicht weniger] von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden“ (1 Korinther 4,2).

Verantwortlich leben – Rechenschaft geben

Wer sich so vor Gott verantwortlich weiss, ist sich auch bewusst, dass er oder sie eines Tages vor dem Eigentümer der Erde und des Lebens Rechenschaft abgeben wird. „Denn wir alle müssen vor Christus erscheinen, wenn er Gericht hält. Dann wird jeder Mensch bekommen, was er verdient, je nachdem, ob er in seinem irdischen Leben Gutes getan hat oder Schlechtes.“ (2 Korinther 5,10 GNB)

Als mündige Menschen, die ihr Leben eigenverantwortlich und frei gestalten, stehen wir auch für das gerade, was wir getan oder unterlassen haben. „Am Tag des Gerichts wird sich erweisen, ob es Bestand hat. Dann wird die Feuerprobe gemacht: Das Werk eines jeden wird im Feuer auf seinen Wert geprüft.“ (1 Korinther 3,13 GNB)

Mündigkeit gibt es nur im „Doppelpack“. Wer für sich Freiheit beansprucht, muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Mit anderen Worten: Niemand redet mir rein – und ich rede mich nicht raus. Das ist die Kurzform des Prinzips der Haushalterschaft. Christen wissen, was ihre Aufgabe in dieser Welt ist und wer sie dazu beauftragt hat. Sie wollen treue und gewissenhafte Verwalter all der Gaben sein, die Gott ihnen anvertraut hat.

Wir sind berufen, ein gottesfürchtiges Volk zu sein, das in allen Bereichen des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens in Übereinstimmung mit den biblischen Prinzipien denkt, fühlt und handelt. Damit der Heilige Geist in uns einen Christus ähnlichen Charakter ausprägen kann, beschäftigen wir uns bewusst mit dem, was in uns Reinheit, Gesundheit und Freude fördert. Freizeitgestaltung und Unterhaltung sollen dem hohen Anspruch von Geschmack und Schönheit entsprechen, wie sie christlichem Glauben angemessen sind. Während wir durchaus kulturelle Unterschiede berücksichtigen, sind wir darauf bedacht, uns schlicht, anständig und geschmackvoll zu kleiden; denn wahre Schönheit besteht nicht in Äusserlichkeiten, sondern in dem unvergänglichen Schmuck der Freundlichkeit und Herzensgüte. Das schliesst auch ein, dass wir für unseren Leib, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, in vernünftiger Weise Sorge tragen. Neben ausreichender körperlicher Bewegung und Ruhe wollen wir uns so gesund wie möglich ernähren und uns der Speisen enthalten, die in der Heiligen Schrift als unrein bezeichnet werden. Weil wir uns nicht schaden wollen, enthalten wir uns auch alkoholischer Getränke, des Tabaks, jeglicher Drogen und lehnen den Missbrauch von Medikamenten ab. Stattdessen befassen wir uns mit dem, was unsere Gedanken und unseren Körper unter den Einfluss Christi stellt. Er wünscht uns Freude, Gesundheit und Wohlergehen.
(1 Mo 7,2; 2 Mo 20,15; 3 Mo 11,1–47; Ps. 106,3; Röm 12,1–2; 1 Kor 6,19–20; 1 Kor 10,31; 2 Kor 6,14-18; 2 Kor 10,5
; Eph 5,1–21; Phil 2,4; Phil 4,8; 1 Tim 2,9–10; Tit 2,11–12; 1 Petr 3,1-4; 1 Joh 2,6; 3 Joh 2| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 22

Zwischen Askese und Ausschweifung

Masshalten ist angesagt! Praktisch bedeutet das, eine ausgewogene Lebensweise zu kultivieren, die extreme Haltungen und Verhaltensweisen meidet und auf eine gute Balance in allen Dingen achtet: Essen und Trinken, Arbeit und Freizeit, Körperpflege und Kleidung – ja, auch Religion und Ethik. Zuviel ist zuviel, auch vom Guten. „Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise“, heisst es in der Bibel (Prediger 7,16), was wohl so viel bedeutet wie: „Übertreib es nicht mit der Rechtschaffenheit und bemühe dich nicht zu sehr um Wissen!“ (GNB) Gerechtigkeitsfanatiker oder Leute, die die Relativitätstheorie erklären, aber keinen Nagel in die Wand schlagen können, sind kein Musterbeispiel für Ausgewogenheit. Auch ihnen gilt der weise Rat: „Halte dich in der Mitte, wenn du das Mass nicht verlieren willst; der Platz in der Mitte ist sicher.“(Bernhard von Clairvaux)

Auch Christen stehen in der Gefahr, in extreme Einstellungen und Gewohnheiten zu verfallen. Bereits in biblischer Zeit gab es Menschen, die den Glauben an Gott vergeistigten und alles Irdische und Materielle – darunter auch den eigenen Körper – gering schätzten oder sogar verachteten. Dieses Denken prägte das Christentum über viele Jahrhunderte hinweg – teilweise bis zum heutigen Tag. Genuss und Lebensfreude, Schönheit und Anmut, Lust und Verlangen gelten in manchen Kreisen als mehr oder weniger sündig.

Was Spass macht, gut tut oder gefällt, wird mit dem Makel des „Weltlichen“ behaftet. Wer dagegen ein „heiliges“ Leben führen will, übt sich in strenger Askese und Verzicht (Kolosser 2,20-23; 1Timotheus 4,3).

Paradoxerweise kann Leibfeindlichkeit aber auch dazu führen, dass der Körper aus der Zuständigkeit des Glaubens gelöst und sich selbst – also der Triebhaftigkeit des Menschen – überlassen bleibt. Körperlicher Raubbau aus Mangel an Schlaf oder Bewegung, Unmässigkeit im Essen und Trinken, Konsum von Rausch- und Suchtmitteln sowie sexuelle Freizügigkeit werden einer moralischen Bewertung entzogen oder als „lässliche Sünden“ angesehen. Statt Zucht regiert Zügellosigkeit , Askese weicht der Ausschweifung, Körperpflege mutiert zum Körperkult, Leibverachtung schlägt um in Leibvergötterung (1 Korinther 6,9-20).

Ein Tempel zur Ehre Gottes

Diese beiden Haltungen sind bestenfalls Karikaturen, verzerrte Widerspiegelungen eines christlichen Lebensstils, wie er sich aus dem biblischen Zeugnis ergibt. Demnach ist unser Körper weder eine wertlose Ruine noch das Ziel selbstverherrlichender Rituale, sondern ein Tempel, in dem der Heilige Geist residieren möchte. „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?“ fragte Paulus die Gläubigen in Korinth, die ihre exzessive Lebensweise mit dem Hinweis auf ihre christliche Freiheit rechtfertigen wollten. Nein, sagt der Apostel, ihr könnt mit eurem Körper nicht einfach machen, was ihr wollt. „Gott hat euch seinen Geist gegeben und ihr gehört nicht mehr euch selbst.“ (1 Korinther 6,19 GNB)

Freiheit – Mündigkeit – Verantwortung

Wer meint, die Anerkennung des Herrschafts- und Besitzanspruchs Gottes auf unser Denken und Tun sowie die Beachtung biblischer Lebensregeln und Grundsätze beschneide die menschliche Freiheit, irrt sich. Niemand ist wirklich frei, der sich oder anderen Schaden zufügt. Was auf den ersten Blick als ein Gewinn an persönlicher Freiheit erscheinen mag, entpuppt sich im Nachhinein oft genug als leeres Versprechen, wenn nicht gar als arglistige Täuschung. Kein Mensch wollte jemals alkohol-, drogen- oder tablettensüchtig werden, ein Raucherbein bekommen oder an Lungenkrebs sterben. Niemand möchte sein Vermögen verspielen, eine glückliche Ehe zerstören oder an AIDS zugrunde gehen. Trotzdem ist das der millionenfach bezahlte Preis unserer Freiheit – oder was wir Menschen dafür halten.

Doch „Freiheit ist nicht die Willkür, beliebig zu handeln, sondern die Fähigkeit, vernünftigzu handeln“ (Rudolf Virchow). Um diese Freiheit geht es Gott. Weil er unser Bestes will, gab er uns Ordnungen und Regeln, die unser Leben und unsere Gesundheit schützen. Nicht weil sie falsch oder schädlich sind, missachten wir sie, sondern weil uns Einsicht und Kraft fehlen, konsequent danach zu leben.
Wohnt aber der Geist Gottes in uns und räumen wir ihm das „Hausrecht“ in seinem Tempel ein, dann wird er unser Denken und Handeln so prägen, dass wir unseren besten Überzeugungen und Werten folgen. Wir können dann sagen: „Jetzt habe ich ein neues Leben! Es wird nicht mehr von meinem alten Ich bestimmt, sondern von dem auferstandenen Christus, der in mir lebt.“ (Galater 2,20) Das ist attraktiver christlicher Lebensstil!

Die Ehe, von Gott im Garten Eden eingesetzt und von Jesus Christus bestätigt, soll eine lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau in einer von Liebe erfüllten Gemeinschaft sein. Für den Christen gilt das Eheversprechen sowohl Gott als auch dem Ehepartner gegenüber. Eine Ehe sollte nur zwischen einem Mann und einer Frau gemeinsamen Glaubens geschlossen werden. Gegenseitige Liebe, Wertschätzung, Achtung und Verantwortung sind die Grundlage der Ehe. Sie soll die Liebe, Heiligkeit, Innigkeit und Beständigkeit der Beziehung zwischen Christus und seiner Gemeinde widerspiegeln. Jesus hat gelehrt, dass Ehebruch begeht, wer sich von seinem Ehepartner scheiden lässt – es sei denn wegen Unzucht – und einen anderen heiratet. Selbst wenn manche ehelichen und familiären Verhältnisse vielleicht nicht ideal sind, können dennoch ein Mann und eine Frau, die sich mit Christus durch die Ehe ganz füreinander entschieden haben, durch die Führung des Heiligen Geistes und den Beistand der Gemeinde ihre Liebe erneuern und miteinander verbunden bleiben. Gott segnet die Familie und möchte, dass die Familienangehörigen auf dem Weg zur völligen Reife einander beistehen. Den Zusammenhalt der Familie zu stärken ist ein besonderes Anliegen der Verkündigung des Evangeliums in der letzten Zeit. Eltern sollen ihre Kinder so erziehen, dass sie den Herrn lieben lernen und ihm gehorchen. Durch Wort und Vorbild sollen Eltern ihren Kindern zeigen, dass Christus ein liebevoller, gütiger und fürsorglicher Wegweiser ist, der sie zu Gliedern seines Leibes machen möchte. Zur Familie Gottes gehören genauso Alleinstehende wie Verheiratete.
(1 Mo 2,18–25; 2 Mo 20,12; 5 Mo 6,5–9; Spr 22,6; Mal 3,23–24; Mt 5,31–32; Mt 19,3–9.12; Mk 10,11–12; Joh 2,1–11; 1 Kor 7,7.10–11; 2 Kor 6,14; Eph 5,21–33; Eph 6,1–4
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 23

„Was Gott zusammengefügt hat …“

Bezeichnenderweise ist die Ehe neben dem Sabbat die zweite Institution, die aus dem Paradies stammt. Damit will die Bibel offenbar auf den besonderen Charakter dieser beiden Einrichtungen aufmerksam machen. Während der Sabbat uns zur Ruhe in Gott führen will, soll die Ehe wie ein Hafen sein, in dem unser Lebensschiff vor Anker gehen, Geborgenheit und Schutz finden kann. „Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine.“ (Prediger 4,9.10 Hfa)
Nicht nur unser Lebenspartner ist ein Geschenk des Himmels, sondern auch, was aus dieser Liebesbeziehung erwächst. „Kinder sind ein Geschenk des Herrn; wer sie bekommt, wird damit reich belohnt.“ (Psalm 127,3 Hfa)

Versprochen ist versprochen

Was die Ehe von anderen zwischenmenschlichen Beziehungen unterscheidet, ist ihre ausschliessliche, den ganzen Menschen umfassende und zeitlich unbegrenzte Ausrichtung auf eine Person. Doch auch das Eheversprechen ist nicht dazu da, einen Menschen an sich zu binden, quasi zu fesseln und ihm oder ihr damit die Freiheit zu rauben. Vielmehr ist es die vor Gott und den Menschen als Trauzeugen gegebene Zusage, den anderen nicht im Stich zu lassen – egal, was kommt. Gefühle – wie stark sie auch augenblicklich sein mögen – taugen nicht als Grundlage für das Versprechen, sich für immer zu lieben. Gefühle kommen und gehen, echte Liebe dagegen bleibt.

Diese Liebe – und nur sie verdient den Namen wirklich – ist menschlich und göttlich zugleich. Sie ist menschlich, weil sie den Menschen mit seinen tiefsten Sehnsüchten und Bedürfnissen ernst nimmt, nämlich bedingungslos angenommen und geliebt zu werden. Einen Menschen zu „lieben“ und ihn anschließend fallen zu lassen, ist unmenschlich und unfair.

Wer die Liebesbeziehung zu seinem Ehepartner auflöst, begeht somit Ehebruch (Matthäus 19,9). Dies kann durch sexuelle Beziehungen ausserhalb der eigenen Ehe geschehen, aber auch durch körperliche Misshandlung, emotionalen Liebesentzug oder Vernachlässigung des Partners. Alles, was die eheliche Beziehung zerstört, bedeutet Ehebruch. Er steht unter dem (Gerichts-)Urteil Gottes – doch ebenso unter seinem Angebot der Vergebung und des hoffnungsvollen Neuanfangs. Auch hier gilt: Gelingendes Leben ist Gnade, nicht Verdienst.

Familiärer Beistandspakt

Ehefähigkeit ist eine Frage der Erziehung – die beste Erziehung aber ist ein gutes Vorbild. Auch deshalb sind die hohen Scheidungszahlen so bedrückend. Das Scheitern einer Ehe ist für die Beteiligten schmerzhaft genug, für die betroffenen Kinder ist es oft eine Katastrophe. Gerade sie benötigen den Schutzraum einer intakten Familie und sollen Gottes Liebe in der Form der elterlichen Zuwendung quasi am eigenen Leibe erfahren.

Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern durch liebevolle Fürsorge und gutes Vorbild zu helfen, selbstständige und verantwortliche Persönlichkeiten zu werden, die von Vertrauen geprägte Beziehungen zu anderen Menschen und zu Gott aufbauen können. Dazu gehört, dass Kinder nicht nur dazu erzogen werden, „Ja“ zu sagen; ebenso wichtig ist ihre Fähigkeit, „Nein“ zu sagen, wenn sie mit Sünde und Unrecht in ihren zahllosen Spielarten konfrontiert werden. Freiwilliger und bewusster, nicht erzwungener oder blinder Gehorsam kennzeichnet deshalb eine gesunde Kind-Eltern-Beziehung. Verantwortliche Eltern achten die Würde ihrer Kinder.

Für Ehe und Familie gilt, was Jesus seinen Jüngern sagte: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ (Markus 10,9) Christliche Ehepartner und Eltern wissen um den Segen, den Gott auf Ehe und Familie gelegt hat. Sie wissen auch um die – geistliche wie fachliche – Hilfe, die ihnen dafür zur Verfügung steht: Eheberater und Familientherapeuten, Seelsorger und Freunde, die Bibel und andere Bücher, Gespräch und Gebet. Solche Hilfe ist nötig, um „die Kunst des Liebens“ (Fromm) zu erlernen. Es lohnt sich, denn „Liebe zu lernen ist nach wie vor das grösste Abenteuer, das diese Welt zu bieten hat.“ (Mary Hathaway)

Es gibt ein Heiligtum im Himmel, die wahre Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht Menschen. Dort dient Christus für uns und macht den Gläubigen das Angebot seines versöhnenden Opfers, das ein für alle Mal am Kreuz vollbracht wurde, zugänglich. Mit seiner Himmelfahrt wurde er als unser grosser Hohepriester eingesetzt und nahm seinen Mittlerdienst auf, der durch die Tätigkeit des Hohepriesters im Heiligen des irdischen Heiligtums versinnbildlicht wurde. Am Ende der prophetischen Zeit der 2300 Tage, im Jahr 1844, begann die zweite und letzte Phase seines Versöhnungsdienstes, die durch den Dienst des Hohepriesters im Allerheiligsten des irdischen Heiligtums versinnbildlicht wurde. Sie leitet das Gericht vor dem zweiten Kommen Christi ein und gehört zur endgültigen Beseitigung der Sünde, wie sie durch die Reinigung des alttestamentlichen Heiligtums am Versöhnungstag vorgebildet war. Das irdische Abbild des himmlischen Heiligtums wurde mit dem Blut von Tieropfern gereinigt; für das wirkliche, das himmlische Heiligtum war ein besseres Opfer nötig: das vollkommene Opfer Jesu Christi. Das Gericht vor der Wiederkunft Jesu offenbart den himmlischen Wesen, wer im Glauben an den Herrn gestorben und durch ihn würdig ist, an der ersten Auferstehung teilzuhaben. Es zeigt auch auf, wer von den Lebenden Gemeinschaft mit Christus hat, an den Geboten Gottes festhält und den Glauben an Jesus bewahrt – also in ihm bereit ist für die Umwandlung zum Eingang in Gottes ewiges Reich. Dieses Gericht erweist die Gerechtigkeit Gottes, der alle rettet, die an Jesus Christus glauben. Es bestätigt, dass alle, die Gott treu geblieben sind, das Reich empfangen werden. Wenn Christus diesen Dienst vor seiner Wiederkunft vollendet, ist für die Menschen die Zeit der Gnade abgelaufen.
(3 Mo 16; 4 Mo 14,34; Hes 4,6; Dan 7,9-27; Dan 8,13-14; Dan 9,24-27
; Hebr 1,3; Hebr 2,16-17; Hebr 4,14-16; Hebr 8,1-5; Hebr 9,11-28; Hebr 10,19-22; Offb 8,3-5; Offb 11,19; Offb 14,6-7; Offb 20,12; Offb 14,12; Offb 22,11-12| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 24

„Wir haben einen großen Hohenpriester“

Die adventistische Sicht vom Heiligtum und vom Gericht ist gleichermassen von den Erlebnissen der Gründerzeit wie von den Ergebnissen des Bibelstudiums vor und nach 1844 geprägt.
Um den theologischen Ertrag dieser Entwicklung nachvollziehen zu können, ist es deshalb erforderlich, sich gedanklich auf die Erfahrungen jener Zeit einzulassen, die damals gestellten Fragen nachzuvollziehen und die gefundenen Lösungswege innerlich mitzugehen. Gleichzeitig wird eine Kirche, die die Bibel als Massstab ihres Glaubens betrachtet, dabei nicht stehenbleiben. Vielmehr wird sie die Heilige Schrift immer wieder neu danach befragen, was die biblischen Aussagen über das himmlische Heiligtum und das göttliche Gericht uns heute zu sagen haben.

„Eintritt frei“

Die neutestamentliche Sicht vom Dienst Jesu im himmlischen Heiligtum wird nirgendwo ausführlicher entfaltet als im Hebräerbrief. Hier erläutert der Verfasser die überragende und einzigartige Bedeutung des Erlösungswerkes Christi anhand des israelitischen Opferkults. Wie der Hohepriester einmal im Jahr das Allerheiligste – den inneren Raum der Stiftshütte – mit Opferblut betrat, um die Versöhnung für sich und das ganze Volk zu vollziehen, so ist Jesus nach seiner Auferstehung „durch sein eigenes Blut ein für allemal in das [himmlische] Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben“ (Hebräer 9,12).

Dort wirkt er nun als unser Mittler (1 Timotheus 2,5) und Fürsprecher beim Vater (1 Johannes 2,1). „Wir haben einen [grossen] Hohenpriester, der auf dem Thron zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzt.“ (Hebräer 8,1 Hfa; vgl. 2,17; 4,14) Deshalb können wir „frei und ungehindert in das Heiligtum eintreten und zu Gott selbst kommen“ (Hebräer 10,19Hfa).

Was einmal jährlich am grossen Versöhnungstag im Alten Bund geschah, sollte das einmalige Erlösungswerk Christi im Neuen Bund gleichnishaft darstellen (Hebräer 9). Sein Tod am Kreuz öffnete den Zugang zu Gott für alle, die sich ihm „mit aufrichtigem Herzen und im festen Glauben“ nähern (Hebräer 10, 19-22 Hfa; Matthäus 27,51).

Aufgrund von Daniel 7 und 8 lehren Adventisten, dass Christus gegen Ende seines himmlischen Versöhnungsdienstes ein besonderes Werk der Reinigung und des Gerichts vollzieht, das seiner Wiederkunft vorausgeht. Wie der Hohepriester nach vollbrachter Versöhnung das Heiligtum wieder verliess (3 Mose 16) und das wartende Volk segnete, so wird Christus eines Tages seine priesterliche Fürsprache beenden und zur Erde zurückkommen, „um alle, die auf ihn warten, in sein Reich aufzunehmen“ (Hebräer 9,28Hfa).

Dann wird der grosse Versöhnungstag und damit die Zeit der Gnade enden, an dem Jesus sowohl die Opferrolle als auch die Priesterfunktion innehat.

Das zweite Kommen Christi ist die froh machende Hoffnung der Gemeinde. Mit ihm erreicht die Geschichte ihren Höhepunkt, wie es das Evangelium bezeugt. Der Erlöser wird wirklich, persönlich und weltweit sichtbar erscheinen. Wenn er wiederkommt, werden die verstorbenen Gerechten auferweckt und zusammen mit den lebenden Gerechten verherrlicht in den Himmel aufgenommen; die Ungerechten aber werden sterben. Die Erfüllung der meisten prophetischen Aussagen sowie der gegenwärtige Zustand der Welt weisen darauf hin, dass Christi Kommen nahe bevorsteht. Der Zeitpunkt dieses Ereignisses ist nicht offenbart worden; deshalb sind wir aufgefordert, jederzeit bereit zu sein.
(Mt 24; Mk 13; Lk 21; Joh 14,1-3; Apg 1,9-11; 1 Kor 15,51-54; 1 Thess 4,13-18; 1 Thess 5,1-6
; 2 Thess 1,7-10; 2 Thess 2,8; 2 Tim 3,1–5; Tit 2,13; Hebr 9,28; Offb 1,7; Offb 14,14-20; Offb 19,11-21| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 25

„Siehe, ich komme bald!“

Albert Einsteins bahnbrechende Erkenntnisse über die Verknüpfung von Materie, Raum und Zeit sind in seiner Relativitätstheorie beschrieben. Doch auch ohne seine geniale Begabung wissen wir alle aus eigener Erfahrung, wie unterschiedlich das Phänomen „Zeit“ erlebt werden kann. Manchmal scheint sie geradezu stehenzubleiben, ein anderes Mal rast sie im Eiltempo davon.

Zeit ist relativ – relativ zu unseren Gedanken und Empfindungen, unseren Ängsten und Befürchtungen, ebenso wie zu unseren Wünschen und Sehnsüchten. Was dem einen viel zu lange dauert, erscheint dem anderen als viel zu kurz. Der Satz „Bald ist Weihnachten“ bedeutet für Kinder eine halbe Ewigkeit, für Erwachsene dagegen, dass die Zeit für nötige Einkäufe knapp geworden und schon wieder ein Jahr beinahe abgelaufen ist.

Versprochen ist versprochen

Solche unterschiedlichen Reaktionen gibt es auch, wenn wir in der Bibel lesen, dass Jesus Christus „bald“ auf diese Erde wiederkommen wird und das Ende der Weltzeit „nahe“ bevorsteht.

Seit fast zweitausend Jahren warten Christen sehnsüchtig und mit Spannung auf diesen Tag. Paulus konnte mit den Gläubigen der ersten Stunde sagen: „Wir warten darauf, dass sich bald erfüllt, was wir sehnlichst erhoffen, dass unser Herr und Erlöser Jesus Christus in seiner ganzen göttlichen Herrlichkeit und Grösse erscheinen wird.“ (Titus 2,13 Hfa)

Zu allen Zeiten haben Menschen dieser Zusage vertraut und ihr Leben danach ausgerichtet. Im 19. Jahrhundert beispielsweise rechneten Zehntausende mit dem unmittelbar bevorstehenden Advent Christi (lat. adventus; Ankunft, Gegenwart). Man nannte sie deshalb Adventisten. Auch heute glauben zahllose Christen dieser Zusage Jesu, darunter mehr als zwanzig Millionen [2016] Siebenten-Tags-Adventisten.

Doch lässt sich dieser Glaube an eine wirkliche und persönliche Wiederkunft Jesu – so unmissverständlich er auch in der Bibel bezeugt ist und so aufrichtig er auch gelebt werden mag – rational begründen? Spricht nicht allein die Tatsache, dass die Welt bis heute besteht, nachdrücklich gegen diese Hoffnung? Viele Christen – auch Theologen – sehen das so.

Die Antwort lautet: Die Wiederkunft Jesu Christi ist so sicher wie die Zusage, die er selbst seinen Jüngern gab. „Wenn alles bereit ist, werde ich wiederkommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin.“ (Johannes 14,3 Hfa)
Die Hoffnung auf den Advent steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit der Bibel. Wer Jesus als seinen Erlöser und Herrn bekennt, wer dem biblischen Zeugnis von Tod und Auferstehung Christi glaubt, darf wissen, dass der menschgewordene und verherrlichte Sohn Gottes eines Tages wiederkommen wird.

Versprochen ist versprochen. Undenkbar, dass Gott uns einfach vergisst oder sein einmal gegebenes Wort bricht. Die Zusage Jesu, sein leeres Grab und das übereinstimmende Zeugnis der Apostel, die ihn persönlich gesehen und gehört haben, sind die Garanten dafür (Apostelgeschichte 1,9-11; Offenbarung 1,7.8.17.18).

Jesus lebt – und er kommt wieder!

Ende gut, alles gut

Ohne die Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit bliebe die Botschaft des Evangeliums vom Heil für die Welt eine unvollendete Sinfonie. Die Erlösung ist erst dann endgültig, wenn das Ende da ist, wenn die Vollendung geschieht. Ohne Parusie (griech. parousia; Ankunft, Gegenwart) gibt es keine Auferstehung und Verwandlung, keinen neuen Himmel und keine neue Erde (Offenbarung 21,1).

Erst mit dem „jüngsten Tage“ (Johannes 6,39f.) und „der Wiederherstellung aller Dinge“ (Apostelgeschichte 3,21 EÜ), erreicht die Geschichte ihren abschliessenden Höhepunkt, erst dann findet die Frage nach Gottes Güte und Gerechtigkeit ihre letzte, befriedigende Antwort (Offenbarung 6,9-11). Ein Glaube, dem die Hoffnung auf die letzte Vollendung abhanden gekommen ist, ist ein Torso; ihm fehlt der Schlussstein, der alles zusammenhält. „Ein Christusglaube ohne Parusieerwartung ist wie eine Treppe, die nirgendwohin führt, sondern im Leeren endet.“ (Emil Brunner)

Dagegen ist das Zeugnis der Bibel vom (Wieder-)Kommen Gottes in der Gestalt des verherrlichten Christus deutlich und klar. Er kommt für alle, die ihn erwarten, zum Heil (Hebräer 9,28). Die verstorbenen Gläubigen werden zu neuem, ewigem Leben erweckt, die Lebenden verwandelt; gemeinsam werden sie Christus entgegengeführt, um für immer bei ihm zu sein (1 Thessalonicher 4,13ff.; 1 Korinther 15,51ff.).
Die andern werden sterben (2 Thessalonicher 1,6-10; 2,8; Offenbarung 19,11ff.). Die wechselvolle Geschichte der Menschheit mit ihren Höhen und Tiefen, unvergesslichen Meilensteinen und unfassbaren Abgründen hat einen vorläufigen Schlusspunkt erreicht.

Der leidgeprüfte Planet Erde kommt endlich zur Ruhe. Leid, Unheil und Unrecht sind vorbei. Für die Gläubigen beginnt jetzt das Leben, das keinen Tod mehr kennt und das sich an Gottes ungetrübter Gegenwart erfreuen darf. Wahrlich eine „frohmachende Hoffnung“ (Titus 2,13)!

Der Lohn der Sünde ist der Tod. Gott aber, der allein unsterblich ist, schenkt seinen Erlösten ewiges Leben. Bis zu jenem Tag sind alle verstorbenen Menschen in einem Zustand ohne Bewusstsein. Wenn Christus, der unser Leben ist, wiederkommt, werden die auferweckten und lebenden Gerechten verherrlicht und entrückt, um ihrem Herrn zu begegnen. Das ist die erste Auferstehung. Die zweite Auferstehung, die Auferstehung der Ungerechten, geschieht tausend Jahre später.
(Hiob 19,25–27; Ps. 146,3–4; Pred 9,5–6.10; Dan 12,2.13; Jes 25,8; Joh 5,28–29; Joh 11,11–14; Röm 6,23; 1 Kor 15,51–54; Kol 3,4; 1 Thess 4,13–17; 1 Tim 6,15; Offb 20,1–10
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 26

„Man lebt nur zweimal“

Es ist erstaunlich: Nichts ist so gewiss wie der Tod – und doch gibt es nichts, das wir Menschen so nachhaltig ignorieren, so geschickt verdrängen und mit allen denkbaren Mitteln bekämpfen. Obwohl wir um die Unerbittlichkeit von Sterben und Tod wissen, setzen wir alles daran, diesen unausweichlichen Prozess so lange wie möglich hinauszuzögern, eines Tages vielleicht sogar ganz zu überwinden.

Was veranlasst uns Menschen, der Vergänglichkeit des Lebens so hartnäckig zu trotzen, anstatt nüchtern und gelassen der Realität ins Auge zu sehen? Woher kommt die Sehnsucht nach ewigem, unvergänglichem Leben und einer leibhaftigen Auferstehung vom Tod?

Kein Mensch kann dem Tod entrinnen, ihm dauerhaft „von der Schippe springen“. Der Tod folgt dem Leben so sicher wie die Nacht dem Tag. Deshalb kommt alles darauf an, das Leben so zu führen, dass es in der Rückschau nicht als verfehlt erscheint, sein Wert durch den Tod nicht nachträglich zunichte gemacht wird.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, betete Mose (Psalm 90,12). Doch – was kann der Tod uns Lebende lehren? Wie beeinflusst unsere Sicht vom Sterben unser Leben hier und jetzt?

Freund oder Feind?

Manche Religionen versuchen, den ängstigenden und bedrohlichen Charakter des Todes dadurch abzumildern, dass sie ihn als Durchgangsstation zu einem neuen, besseren Leben verstehen.

Andere halten es mehr mit den asiatischen Religionen, die eine sog. „Seelenwanderung“ (Reinkarnation) lehren. Im Buddhismus hofft man, diesen ewigen Kreislauf im sog. „Nirwana“ zu beenden.

Wieder andere versuchen, direkten Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen, um auf okkulten Wegen die Mauer zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt zu durchbrechen (Spiritismus). All diesen Vorstellungen gemeinsam ist der Glaube an die Unzerstörbarkeit bzw. Unsterblichkeit der menschlichen „Seele“, die nach dem physischen Tod vom Körper getrennt für immer weiterexistiert.

Im Gegensatz zu diesen verbreiteten Vorstellungen versteht die Bibel den Tod als das unerbittliche, vollständige Ende des Lebens, das als Folge der Sünde die ganze Menschheit erfasst. Dennoch ist mit dem Tod nicht alles aus, denn es wird einmal eine von Gott bewirkte Auferstehung geben, genau genommen sogar zwei zeitlich getrennte Auferstehungen.

Die Ohnmacht der Todesmacht

Wendet sich der Mensch von Gott ab, so erlangt er nicht die ersehnte Freiheit, sondern gerät in die Abhängigkeit und Knechtschaft der Sünde. Insofern ist der Tod der rechtmässige Lohn, der allen zusteht, die der Sünde dienen (Römer 6,23).

Die Trennung von seinem Schöpfer führt das Geschöpf unweigerlich in den Tod, da es ohne Gott kein Leben gibt. Die Bibel sieht im Tod also nicht einen natürlichen Teil des Lebens, einen direkten Weg zu Gott oder einen willkommenen Freund, sondern vielmehr eine lebensfeindliche und zerstörende Macht, die aufgrund der Gottesferne des Menschen existiert und uns in die völlige und dauerhafte Gottverlassenheit führt. Wer das erkennt, ruft mit Paulus aus: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ (Römer 7,24) Der Tod ist somit unser Todfeind!

Die Auferstehung Jesu begründet und bestärkt die Hoffnung auf eine allgemeine Auferstehung der Toten! In den Worten des Apostels Paulus: „Nun aber ist Christus vom Tod auferweckt worden, und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden. Durch einen Menschen kam der Tod. So kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung vom Tod.“ (1 Korinther 15,20f.)

Damit ist der Tod prinzipiell entmachtet, auch wenn er weiterhin alle Menschen erfasst. Schliesslich ist ja auch Jesus erst gestorben und dann auferstanden. Doch gerade darin zeigt sich die Ohnmacht der Todesmacht, dass sie die Toten nicht mehr für immer in ihren Klauen festhalten kann. So dürfen wir schon heute in Erwartung unserer Auferstehung ausrufen: „Der Tod ist vernichtet! Der Sieg ist vollkommen! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist deine Macht?“ (1 Korinther 15,54f. GNB) Christus hat dem Tod für immer die Macht genommen! (2 Timotheus 1,10)

Das Millennium umfasst die tausend Jahre zwischen der ersten und zweiten Auferstehung, in denen Christus mit seinen Heiligen im Himmel herrscht. Während dieser Zeit wird über die nicht erlösten Toten Gericht gehalten. Die Erde befindet sich in einem verwüsteten Zustand; kein Mensch lebt darauf, nur Satan und seine Engel. Am Ende der tausend Jahre kommen Christus und seine Heiligen sowie die Heilige Stadt vom Himmel zur Erde herab. Dann werden die Ungerechten aus dem Tod auferweckt. Mit Satan und seinen Engeln werden sie die Heilige Stadt belagern. Aber Feuer von Gott wird sie verzehren und die Erde reinigen. So wird das Universum auf ewig von Sünde und Sündern befreit.
(Jer 4,23–26; Hes 28,18–19; Mal 3,19; 1 Kor 6,2–3; Offb 20; Offb 21,1-5
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 27

Das Millennium bringt die lang ersehnte Wende

Die Geschichte ist an Dramatik kaum zu überbieten. Sie könnte geradezu als Vorlage für eine Verfilmung dienen, die die Zuschauer in atemlose Spannung versetzt: Hier der gütige und gerechte Herr des Lichts mit seinen treuen Untertanen, dort der skrupellose und brutale Herrscher der Finsternis mit seinen Komplizen. Ob als verführerische Schlange, engelgleiche Lichtgestalt oder furchterregender Drache – stets ist es sein Ziel, die Bewohner des Planeten zu verführen und zu vernichten, zu täuschen und zu töten.

Doch dann kommt alles ganz anders. In kürzester Zeit fällt sein Herrschaftssystem wie ein Kartenhaus in sich zusammen, das globale Netzwerk der Rebellion zerreisst so plötzlich und vollständig wie ein Spinnennetz durch eine gezielte Handbewegung. Über Nacht ist sein unheilvolles Werk zerstört, alle unterstützenden Systeme sind weggebrochen. Jetzt ist die Stunde gekommen, in der sich das Blatt endgültig wendet und sich ein glückliches Ende im Krieg der Sterne abzeichnet.

Was sich wie eine spannende „Science Fiction“-Geschichte liest, ist in Wirklichkeit die bildhafte Beschreibung der Bibel von der kosmischen Auseinandersetzung zwischen Licht und Finsternis, Gott und Satan.
Ihre letzte Phase wird von Johannes in prophetischer (Vor-)Schau beschrieben: „Dann sah ich einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel zum Abgrund und eine schwere Kette in der Hand hatte. Er packte den Drachen – die alte Schlange, den Teufel, Satan – und legte ihn für tausend Jahre in Ketten. Der Engel warf ihn in den Abgrund und verschloss und versiegelte ihn, sodass Satan die Völker bis zum Ablauf der tausend Jahre nicht mehr verführen konnte.“ (Offenbarung 20,1-3 NL) 

Ein Sabbat für die Welt

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das Blatt ein für allemal wendet und die Geschichte dieser Welt – trotz allem Schönen eine Geschichte von unsagbarem Leid, himmelschreiendem Unrecht und menschenverachtender Gewalt – zu Ende geht und einer neuen, besseren Welt Platz macht. Es ist Zeit für die lang ersehnte Wende der Geschichte, die Unheil beendet und das Gute vollendet  – Zeit für das „Millennium“.

Das Wort „Millennium“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „tausend Jahre“ (mille anni); es bezeichnet den Zeitraum der Gefangenschaft Satans in seinem endzeitlichen Verlies. Angesichts der symbolgeladenen Sprache der Offenbarung stellt sich die Frage, wie diese tausend Jahre zu verstehen sind. Steckt dahinter vielleicht ein tieferer Sinn? Es scheint so.

Im zeitgenössischen Judentum wie auch bei christlichen Bibelauslegern gab (und gibt) es nämlich die Vorstellung von einer „Weltenwoche“, in der ein Tag tausend Jahren entspricht (Psalm 90,4; 2 Petrus 3,8).
Nach 6000 Jahren wechselvoller Menschheitsgeschichte, die den ersten sechs Schöpfungstagen entsprechen, folgt das siebte Jahrtausend, der „Weltensabbat“. In dieser Zeitkommt die gesamte Schöpfung zur Ruhe; das vergebliche Mühen und rastlose Streben des Menschen endet; die ausgebeutete und geplagte Welt kann endlich aufatmen.

Auszeit – Bedenkzeit –Wendezeit

Nach der Wiederkunft Jesu, dem Tod der Gottlosen und der Entrückung der Gläubigen hat Satan, die personifizierte Gestalt des Bösen, während des Millenniums ausreichend Zeit und Gelegenheit, um über die irregeleiteten Motive und die unübersehbaren Auswirkungen seiner Rebellion nachzudenken – offenbar ohne nachhaltigen Erfolg, wie der erneute Versuch eines Umsturzes am Ende des Millenniums deutlich macht.
Satan und seine Anhänger haben den „point of no return“ überschritten, von dem ab eine wirkliche Umkehr nicht mehr möglich ist. Während Satan erzwungenermassen in Untätigkeit verharrt – es gibt schliesslich niemanden mehr, den er jetzt noch verführen könnte –, befinden sich die auferstandenen und verwandelten Gläubigen bei Gott im „neuen Jerusalem“ (Offenbarung 20,9; 21,2), um am Endgericht teilzunehmen, in dem der himmlische Richter seine gerechten Urteile vor dem gesamten Universum offenlegt (Offenbarung 20,4-6).

Das Spiel ist aus!

Was am Ende der tausend Jahre geschieht, kann das Erreichte nicht mehr gefährden oder gar rückgängig machen. Mit der Auferstehung der Gottlosen und dem Erscheinen des neuen Jerusalems – Sinnbild für die vollendete (Braut-) Gemeinde (Offenbarung 21,9.12.13) – bietet sich Satan eine letzte Gelegenheit, sein wahres Gesicht zu zeigen und seine Verführungskunst zu beweisen.

Die Offenbarung beschreibt den letzten Generalangriff gegen Gott und seine Herrschaft in Bildern, die alttestamentlichen Visionen über Israels Zukunft entnommen sind (Hesekiel 33-37; 38-39; Sacharja 14,1ff.). Doch während bei Sacharja der Ansturm der Völker gegen Jerusalem zur Eroberung der „geliebten Stadt“ und erst einige Zeit später zu ihrer Befreiung führt, haben die Angreifer jetzt nicht den Hauch einer Chance. Das Feuer, das sie verzehrt, reinigt die Erde endgültig von allen Spuren der Sünde. Der Widersacher Gottes hat endgültig und für immer verspielt (Offenbarung 20,7-10; 2 Petrus 3,10-13).

Auf der neuen Erde, in der es endlich Gerechtigkeit gibt, wird Gott eine ewige Heimat für die Erlösten schaffen, eine vollkommene Welt des ewigen Lebens, der Liebe, der Freude und der wachsenden Erkenntnis in seiner Gegenwart. Gott selbst wird unter seinem Volk wohnen. Leid und Tod werden nicht mehr sein. Der grosse Kampf ist zu Ende. Nie mehr wird es Sünde geben. Alles, das Belebte und das Unbelebte, wird davon künden, dass Gott Liebe ist. Er wird in Ewigkeit regieren. Amen.
(Jes 35; Jes 65,17–25; Mt 5,5; 2 Petr 3,13; Offb 11,15; Offb 21,1-7; Offb 22,1-5
| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 28

„Siehe, ich mache alles neu!“

Wie aber sieht es im Himmel wirklich aus? Die Bibel sagt eigentlich recht wenig über das Jenseits und das Danach – das meiste davon in verschlüsselten Bildern und Symbolen, die nicht immer wörtlich zu nehmen sind. Was lässt sich also wirklich darüber sagen, wie es im Himmel einmal sein wird? Das Problem fängt schon mit dem Wort „Himmel“ an. Die meisten Gläubigen stellen sich darunter einen Ort irgendwo im fernen Weltall vor, viele Lichtjahre entfernt.

Doch diese Vorstellung entspricht nur bedingt der biblischen Sicht und steht teilweise sogar im Widerspruch zu ihr. Gottes Verheissungen an die Glaubensväter des Volkes Israel waren jedenfalls ganz irdischer Art. Ein Land sollten sie besitzen und zum grossen Volk sowie zum Segen für die anderen Völker werden. Auch als Jesaja später von einem neuen Himmel und einer neuen Erde in prophetischer Schau sprach, verband er damit ganz weltliche Vorstellungen wie den Bau von Häusern, das Pflanzen von Weinbergen und das Weiden von Viehherden in einem fruchtbaren Land (Jesaja 35; 65; 66). Im alten Bund warteten die Gläubigen von Abraham bis Zephania auf die von Gott in Aussicht gestellte Heimat auf einer erneuerten Erde.

So war es auch zur Zeit Jesu. Das „Himmelreich“, von dem er immer wieder redete, bezeichnete nicht einen fernen Ort im Jenseits, sondern Gottes Herrschaft hierauf dieser Erde, also kein Reich im Himmel, sondern das Reich der Himmel. Das aber soll hier auf der Erde errichtet werden. „Dein Reich komme!“ beten wir im Vaterunser und fügen verdeutlichend hinzu: „Dein Wille geschehe auf Erden wie (er) im Himmel (geschieht)!“

In den Seligpreisungen der Bergpredigt wird den geistlich Armen sowie den um ihres Glaubenswillen Verfolgten das „Himmelreich“ versprochen, den Sanftmütigen dagegen das „Erdreich“ (Matthäus 5,3.5.10). Dabei handelt es sich nicht um zwei verschiedene Herrschaftsbereiche Gottes, sondern um die eine neue Welt, die er verheissen hat. Schliesslich kommt „die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herab“ auf diese Erde (Offenbarung 21,2).

Unser Heil liegt also nicht darin, dass wir in den Himmel kommen, sondern dass Gott auf diese Erde kam und noch einmal – für immer – zu uns kommen wird.

.. aber es kommt (gewiss)!

Trotz allem Nichtwissen über das Wie und Was der neuen Welt macht die Bibel doch einige konkrete Aussagen, die uns Antwort geben auf grundsätzliche Fragen. So wird es entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung zwar ewiges Leben, aber keine ewig brennende „Hölle“ geben. Mit diesem oft missverstandenen Wort übersetzte Luther drei griechische Begriffe: Hades, Tartaros und Gehenna. Sie bezeichnen den gegenwärtigen Aufenthaltsort der Toten (d. h. das Grab) und der gefallenen Engel sowie den Ort des letzten Gerichts. Auf der neuen Erde wird es jedoch keinen Tod – nicht einmal Spuren davon – mehr geben (Jesaja 25,8; 1 Korinther 15,26; Offenbarung 20,14; 21,4).
In Anspielung an den „Garten Eden“ (1 Mose 2,15) wird sie deshalb auch das „Paradies“ genannt (Offenbarung 2,7). Mit der neuen Schöpfung stellt Gott die Vollkommenheit der ursprünglichen Schöpfung wieder her – ja, er übertrifft diese sogar noch.

Gottes Zelt ist unter uns

Das ist das Allerschönste an der verheissenen Zukunft: dass wir bei unserem Erlöser und Freund Jesus Christus sind und uns seiner unmittelbaren Gegenwart erfreuen dürfen.

Wenn Gott sein „Zelt“ unter uns errichtet und für immer bei uns wohnt (Offenbarung 21,3; vgl. 2 Mose 25,8), dann gewinnt das geflügelte Wort von der „ewigen Heimat“ einen neuen, tiefen Sinn. Nur wer bei Gott selbst angenommen und angekommen ist, ist wirklich und für immer zu Hause.

Gottes Reich ist ein Reich der Liebe und des Friedens. Seine Herrschaft bedeutet nicht Unterdrückung, sondern Freiheit. Seine Regierung bringt nicht Willkür und Gewalt, sondern Gerechtigkeit. „Gott hat uns einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen. Dort wird es kein Unrecht mehr geben, weil Gottes Wille regiert. Auf diese neue Welt warten wir.“ (2 Petrus 3,13 GNB)

Wer wollte sich nicht schon heute auf die bevorstehende Erfüllung dieser größten aller Verheißungen Gottes freuen: „Siehe, ich mache alles neu!“? (Offenbarung 22,5)