Outdoor Gottesdienst – 13.06.2020

Unsere offene Gemeinde muss zu machen

„Wer von euch weiß aus dem Kopf, wie viele Wochen wir uns nicht mehr zum Gottesdienst getroffen haben?“

So lautete die Eingangsfrage unseres Pastors Fabian Petrik zu Beginn des Outdoor Gottesdienstes am 13.06.2020.

14 Wochen! Dies war die ein wenig erschütternde, aber völlig richtige Antwort. 14 lange Wochen hatten die Coronapandemie und ihre dazugehörigen Maßnahmen im Sinne des Infektionsschutzes die ansonsten so gesellige und offene Adventgemeinde Hannover – Süd dazu gezwungen, ihre Türen zu schließen. Für uns als Gemeinde selbst, aber auch für unsere Freunde und Gäste. Selbstverständlich blieben wir in Kontakt. Die moderne Technik macht es möglich. WhatsApp, E-mail, Telefonieren, Zoom und Co wurden rege genutzt.

Aber, die Zeit wurde lang … sehr lang. Und die Sehnsucht nach echter Begegnung unter Gottes Wort wurde immer größer. Und mit zunehmenden Lockerungsmaßnahmen der Bundes – und Landesregierung rückte diese Möglichkeit auch immer mehr in greifbare Nähe.

Es verfestigte sich die Idee, einen Gottesdienst außerhalb geschlossener Räume anzubieten, um das Infektionsrisiko weiter zu minimieren und dabei möglichst viele Menschen in das Vorhaben einschließen zu können.

Das Wiedersehen

Dieser Plan wurde dann tatsächlich in die Tat umgesetzt. Eine Familie aus der Gemeinde bot ihren Garten als Veranstaltungsort für einen Gottesdienst unter besonderen Coronabedingungen an. Und so kam es, dass am 13.06.2020 gut 50 Personen dieser Einladung folgten und sich auf den Weg nach Sarstedt machten. Natürlich gab es Unsicherheiten im Vorfeld. Wie würde es sich anfühlen, auch draußen, Abstand halten zu müssen? Würde man die viel diskutierten Mund-und-Nase-Bedeckungen tragen müssen? Würde man singen dürfen? Würde vielleicht sogar Angst ein dominierendes Gefühl sein? Oder würden wir Corona für die Dauer dieser Zusammenkunft trotz der Auflagen aus dem Kopf verbannen können?

All diese Gedanken verpufften in dem Moment, als man bereits vom Parkplatz aus einen Blick auf den Ort des Geschehens und einige bekannte und so lang vermisste Gesichter erhaschen konnte, und wichen schierer Vorfreude! Durch den gut gekennzeichneten Eingangsbereich erreichte man – nach kurzem Zwischenstopp am „Empfang“ und der notwendigen Teilnehmerliste – auf schnellem Weg den Versammlungsort: Einen Garten, der schon eher einem Anwesen gleicht, bereits gut bestückt mit Stühlen und gefühlt der kompletten Technik aus den Gemeinderäumen.

Nach einem kurzen Blick in die Runde, waren wir erfüllt von dankbarer Wiedersehensfreude und die kurze Zeit vor dem offiziellen Gottesdienstteil wurde genutzt für viele „Hallos“, „Wie geht es dir?“, „Wie schön,dich zu sehen“, „Erzähl doch mal“ oder auch einfach nur, um glücklich durch die Reihen zu schauen und die wahnsinnig schöne Location bei bestem Wetter zu genießen. Vergessen alle Bedenken. Corona? Jetzt nicht! Aber, auch wenn man den einen oder anderen sicher sehr gerne einmal herzlich in den Arm genommen hätte, siegte die Disziplin und alle blieben auf Abstand. Physisch zumindest.

Und Jesus sah einen Menschen

Im Herzen und im Geist waren wir aber alle eng verbunden.

Dieses Gefühl wurde durch den etwa 60 Minütigen Gottesdienst nur noch mehr verstärkt. Eine wunderbare Liedauswahl… Ja! Es durfte gesungen werden! Draußen sogar ohne Maske!… ergreifende Liedbeiträge, Gebete und der unerlässliche Teil „Lebendige Gemeinde“, der an diesem Tag auch gut „Dankende Gemeinde“ hätte heißen können, machten die kurze Zeit sehr intensiv und segensreich.

Natürlich durfte eine Predigt nicht fehlen.

Sehr zeitgemäß, machte Fabian uns auf Grundlage des Bibeltextes aus Matthäus 9,9 – 13 deutlich, dass Jesus den Menschen sieht. Dass er durch unsere Sündhaftigkeit hindurch – und an gesellschaftlichen Ständen und Vorurteilen vorbei schaut. Dass er unser Potential und unseren Wert erkennt. Ebenso wurde klar, wie sehr unsere Selbstwahrnehmung bezüglich unserer Fähigkeiten auch davon abhängen kann, wie uns andere Menschen sehen und beurteilen. Als seine Nachfolger kann Jesus uns in beidem ein Vorbild sein: Darin, offen und vorurteilsfrei, Menschen wahr – und anzunehmen und gleichzeitig ihre positiven Eigenschaften zu erkennen und sie darin zu bestärken.

Der zeitlich relativ strikt vorgegebene Rahmen unserer Zusammenkunft, ermöglichte uns zumindest noch ein paar Momente des freien, formlosen Austauschs, bevor wir dann endgültig den Veranstaltungsort verlassen mussten.

Bitte nochmal

Was bleibt nun am Ende? Was nehmen wir mit an Gedanken und Empfindungen? Sicherlich Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die uns diese schöne Zeit ermöglichten. Den Initiatoren, den tatkräftigen Helfern und nicht zuletzt unseren Gastgebern. Und dann ist da auch ein wenig Hoffnung entstanden. Hoffnung darauf, dass das nächste Wiedersehen außerhalb der digitalen Welt nicht erst wieder 14 Wochen auf sich warten lassen wird. Denn eins ist klar: Diese Art des Gottesdienstes hat in den Sommermonaten auf jeden Fall Wiederholungspotential.

Klar ist aber auch, dass auf diese Weise leider nicht alle Gemeindemitglieder, Freunde und Gäste integriert werden können. Ein Teil der sogenannten Risikogruppe wagt es nicht, sich unter so viele Menschen zu begeben und auch das Angebot für die Kinder ist schwierig zu gestalten… so wie es auch schwer vermittelbar ist, dass sie Abstand halten sollen. Diese Probleme sind bekannt und werden nicht vergessen. Der Gemeinderat ist sehr bemüht, möglichst viele Menschen in die direkte Gemeinschaft einzuschließen. Aber auch das digitale Angebot soll bestehen bleiben. Und wer weiß, welche kreativen Ideen zukünftig noch umgesetzt werden. Denn auch wenn wir in einer ungewissen Zeit leben und die Zukunft viele Unsicherheiten birgt, so ist uns doch eins Gewiss: Bei Gott sind alle Dinge möglich! In diesem Sinne schauen wir optimistisch in die Zukunft und wissen uns umsorgt und getragen.